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Gab es nicht mal hitzefrei?

01.07.2024
Gastautorin Lilly Simek schreibt für «Quint», das grösste, ausschliesslich von Schülerinnen und Schülern geführte Magazin der Schweiz. Die Basler Gymnasiastin will aufzeigen, wie Unterricht bei hohen Temperaturen im Sommer aussehen könnte.
Bild Legende:
Lilly Simek ist Schülerin am Gymnasium am Münsterplatz und Autorin für das Magazin «Quint». Foto: Grischa Schwank

Dass unsere Erdkugel sich rasant erwärmt, ist nichts Neues. In der Schweiz steigen die Temperaturen durchschnittlich um 0,37 Grad Celsius pro Jahrzehnt, wie SRF schreibt. Auch Basel kämpft mit steigenden Temperaturen. Doch die Schülerinnen und Schüler unserer Stadt müssen im Hochsommer zur selben Zeit in die Schule wie im Winter. Hitzefrei gibt es in Basel schon seit 2003 nicht mehr. Schade, denn wir könnten es eigentlich echt gebrauchen.

Wenn ich an einem Montagnachmittag bei 29 Grad Celsius in einem Raum sitzen muss und von mir erwartet wird, dass ich aktiv zuhöre, dann hat man nicht verstanden, wie unerträglich es ist für uns, sich bei diesem Wetter konzentrieren zu müssen. Die Kleidung ist verschwitzt, die Oberschenkel kleben auf dem Stuhl, die Sonne blendet, die Storen klappern und der Ventilator hilft auch nicht mehr. Im Grossen und Ganzen herrscht eine Reizüberflutung. Wenn ich dann auch noch vergesse zu trinken, sind Kopfschmerzen fast schon vorbestimmt. Auch den Lehrpersonen merke ich an, dass sie lieber zu Hause einen Mittagsschlaf machen würden, als einer Klasse von verschwitzten Kindern zum x-ten Mal das Passé composé zu erklären. Unter diesen Umständen versteht es sowieso niemand.

Die Vorschläge

Eine Lösung wäre, dass man den Unterricht vorverschiebt – also früher am Morgen anfängt. Ich hätte nichts dagegen, um sieben Uhr auftauchen zu müssen, wenn ich dafür schon um elf Uhr nach Hause darf. Im Sommer ist es früh am Morgen schon hell und meistens noch angenehm kühl. Auch Sportstunden hätten ein Umdenken nötig, sodass man nicht doppelt verschwitzt herumlaufen muss oder mit einem Sonnenbrand nach Hause kommt.

Eine andere Option ist, dass man Projektwochen oder eine generelle Art selbstständiges Arbeiten einführt. Man wählt je nach Fach ein Thema, kann arbeiten, wo man will, und teilt sich seine Zeit selbst ein. Dies entweder zu Hause oder in der Schule, wo Lehrpersonen zur Verfügung stehen. Während dieser Projektzeit könnte man auch Ausflüge planen und die Vielfalt der Basler Museen und historischen Stätten erkunden, die im jetzigen Lehrplan – wie ich finde – ein bisschen zu kurz kommen. Dies würde nicht nur den Unterrichtsalltag etwas aufpeppen, sondern auch die eigenen Planungsfähigkeiten fördern und uns alle auf die Maturarbeit und die Prüfungen vorbereiten.

Ich sehe auch Workshops als gute Möglichkeit, um uns Schülerinnen und Schüler von unserem computergefüllten Alltag zu befreien. Auch bei jüngeren Kindern würden sie einen guten Ausgleich bieten zum statischen Alltag der Primarschule. Diese könnte man auch in Kooperation mit der Uni oder der FHNW veranstalten. Liebend gerne schreibe ich mich für einen Textilworkshop oder eine Vorlesung über Philosophie ein. Wenn diese auch noch für Schülerinnen und Schüler gedacht und nicht sonderlich kompliziert sind oder viel kosten – idealerweise gar nichts –, dann können viele Unifächer oder handwerkliche Künste neue Menschen begeistern.

Für unser Zeitalter

Für mich macht es Sinn, dass, wenn unsere Schulen einen Wert auf unser Klima legen, sie auch anfangen, Rücksicht auf uns Schülerinnen und Schüler zu nehmen, die genauso unter dem Temperaturanstieg leiden wie unsere Erde. Hitzefrei wieder einzuführen, wäre toll, aber viel besser wäre es, wenn das Erziehungsdepartement einfach umdenkt. Eine ausgewogene Mischung aus den eben genannten Optionen wäre für mich die perfekte Lösung. Man hätte zu kühlen Zeiten Unterricht, selbstständiges Arbeiten an einem Projekt und ab und zu einen Workshop oder einen Ausflug in ein Museum mit guter Ventilation.

Vor ein paar Jahren wurden Computer in den Unterricht eingeführt, nun sollte ein Sommerstundenplan der nächste Anpassungsschritt an unser Zeitalter sein. Und wenn es wirklich unerträglich heiss wird, sollte auch das gute alte Hitzefrei eine Option sein.

«Quint»

Das Magazin «Quint» möchte jungen Menschen einerseits politische, gesellschaftliche oder kulturelle Themen in einer einfach zugänglichen Weise näherbringen und andererseits eine Plattform bieten, um journalistische, gestalterische und organisatorische Fähigkeiten ausleben und weiterentwickeln zu können. Das Team vergrössert sich laufend und besteht unterdessen aus Dutzenden Mitgliedern aller Basler Gymnasien und der Fachmaturitätsschule. Die aktuelle Auflage beträgt rund 1500 Exemplare pro Ausgabe. Diese Exemplare werden in allen Basler Gymnasien sowie an der FMS verteilt. www.quint-online.ch

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