Gemeinsames Lernen
Es ist ein luftiger heller Trakt im zweiten Stock des Gymnasiums Leonhard. Die Bestände der Mediothek leuchten in bunten Farbstreifen von den Regalen. Im Raum stehen üppige Zimmerpflanzen, ein Sofa, grossflächige Arbeitstische und Computer mit grossen Bildschirmen. Ein idealer Ort, um in einer ungezwungenen Atmosphäre gemeinsam Zeit zu verbringen, zu lernen oder sich auszuruhen. Konrektor Rolf Gutiérrez führt durch die Räumlichkeiten: «Die Schülerinnen und Schüler verbringen viel Zeit an unserer Schule, sie ist ein Lern- aber auch ein Lebensort.»
An dieser Schnittstelle zwischen Unterricht und Freizeit setzt das Projekt «Lernen am Leo» oder «L17», wie es an der Schule kurz genannt wird, an. Im «L17» ist jeweils über Mittag und an vier Tagen pro Woche auch vor Schulbeginn ab 07.30 Uhr und nach dem Unterricht bis 18.30 Uhr eine Lehrperson vor Ort. Sie hilft bei inhaltlichen Fragen, gibt Tipps zu Arbeitsorganisation oder Lerntechniken, löst einen Papierstau im Drucker oder vermittelt an andere Angebote der Schule wie die Lernateliers oder das Lerncoaching.
Abbau von Barrieren
Das Angebot ist offen für alle und benötigt keine Anmeldung. Der Zugang ist bewusst niederschwellig und unverbindlich gehalten. Gutiérrez betont den Stellenwert des gemeinsamen Arbeitens. Jugendliche, die in Gruppen lernen, üben wichtige Sozialkompetenzen: «Eine Klasse ist eine Gemeinschaft für die vier Jahre hier am Gymnasium. Die Schülerinnen und Schüler sollen voneinander profitieren, einander helfen und so unterschiedliche Voraussetzungen ausgleichen. Wir versuchen das zu fördern.» Schülerinnen und Schüler, die in engen räumlichen oder schwierigen sozioökonomischen Verhältnissen aufwachsen, finden im «L17» Ruhe, Infrastruktur und Support durch eine Lehrperson.
Zudem verweist Gutiérrez auf die Vorteile, die sich ergeben, wenn Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler einen Arbeitsraum teilen: «Es werden Barrieren abgebaut, wenn die Schülerinnen und Schüler realisieren, dass Lehrpersonen im selben Raum etwas vorbereiten. Sie kommen dann eher auf uns zu. Die gemeinsame physische Präsenz an einem Ort wird in Zukunft wichtiger und wertvoller. Das ist eine Konsequenz der Digitialisierung.»
Text und Bild: Charlotte Staehelin