Individual-Feedback von Lehr- und Fachpersonen
Ermöglicht wird eine erhöhte Fehlertoleranz und gegenseitiges Wahrnehmen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden, eine auf Vertrauen gründende Selbstverständlichkeit in der Kommunikation und ein konstruktives Miteinander in der Gestaltung von Entwicklungsmöglichkeiten. Sorgfältig konzipiertes Feedback ist gelebte Partizipation. Im vorliegenden Artikel soll ein Aspekt von Feedback thematisiert werden: Individualfeedback in Kollegien für Schulleitungen.
Die KSBS hat sich wiederholt mit dem Thema «Feedback von Lehr- und Fachpersonen für Schulleitungen» auseinandergesetzt. So zum Beispiel an einem Treffen der Konferenzvorstände im Januar 2014. Damals ging es um einen Rückblick: Hat das im kantonalen Rahmenkonzept «Qualitätsmanagement» geforderte Individual-Feedback für Schulleitungspersonen stattgefunden? Wie wurde es in den Kollegien erlebt?
Vorgeschichte und gesetzliche Grundlagen
Die damalige Fragestellung war beeinflusst vom Schlussbericht zur QM-Prozessevalution von 2011, in dem eine Diskrepanz zutage getreten war: 66% der befragten Schulleitenden, aber nur 50% der antwortenden Lehrpersonen gaben an, dass an ihrer Schule Feedback vom Kollegium an die Schulleitung stattgefunden habe.
Aufgrund verschiedener Anfragen von Mitgliedern hat der Leitende Ausschuss der KSBS das Thema an der Vorstandssitzung vom 25. August 2020 wieder aufgenommen. Die gesetzliche Grundlage ist auch heute eindeutig. Die beiden geltenden Verordnungen für Schulleitungen sowohl der Volksschule (§16p in Verordnung 411.350) wie auch der weiterführenden Schulen (§17r in Verordnung 411.360) halten in fast identischem Wortlaut fest: «[Die Schulleitung] befragt regelmässig die Mitarbeitenden der Schule zu ihrer Leitungsqualität und informiert [ihre Leitung] über das Ergebnis. Zum Verfahren wird die Schulkonferenz angehört.»
Auch im erwähnten Rahmenkonzept für das Qualitätsmanagement an den Schulen Basel-Stadt (www.edubs.ch/schulentwicklung/qm) ist das Feedback als wesentliches Element der Schulentwicklung und der Schulhauskultur für alle Schulmitarbeitenden fest verankert. Betreffend Individualfeedback für Schulleitungen findet sich im entsprechenden Begleitdokument namens «Orientierungsraster für Schulleitungen» (2015) im Kapitel 15 folgende Darstellung zur «Weiterentwicklung der Führungskompetenzen (als Einzelperson oder Gremium)»:
Selbstreflexion der Führungskräfte / Einholen von Feedback
Defizitstufe |
Es gibt keine ernsthaften Bemühungen, um mithilfe von Feedbackgesprächen und/oder -instrumenten die Sichtweise der Betroffenenzur Beurteilung der Schulleitung einzuholen und diese zu reflektieren. |
Elementare Entwicklungsstufe |
Es gibt sporadisch Reflexionsanlässe, die zur erfahrungsbezogenen Optimierung der eigene Führungspraxis dienen. Vereinzelt werden Feedbackinstrumente eingesetzt, um die Erfahrungen und Sichtweisender Mitarbeitenden einzuholen. |
Fortgeschrittene Entwicklungsstufe |
Es gibt regelmässig Reflexionsanlässe, die zur Standortbestimmung und zur erfahrungsbezogenen Optimierung der eigenen Führungspraxis dienen. Es werden regelmässig Feedbackinstrumente und -verfahren eingesetzt, um die Erfahrungen und Sichtweise der Mitarbeitenden einzuholen. |
Excellence-Stufe |
Es gibt ein Leitbild der Schulleitung, das als Grundlage für die Schulleitungsevaluation (im Sinne von Ist-Soll-Vergleichen) und für die Weiterentwicklung der Schulleitungsqualität dient. Es wird ein systematisches 360°- Feedbackverfahren eingesetzt. |
Konzeption und Rollenklärung
Entscheidend für das Gelingen von Feedback ist ein sorgfältiges «Design» des Feedback-Prozesses. Vieles muss bedacht werden – in Bezug auf Vorbereitung, Durchführung und Auswertung. Von wem erhalte ich Feedback? Zu welchen Fragen oder Themenfeldern will ich Feedback? Wie lässt sich das Setting so gestalten, dass die Feedback-Gebenden frei, ehrlich und konstruktiv antworten? Wie müssen die Fragen gestellt sein, damit ich Antworten erhalte, die für mich als Einzelperson – selbst wenn ich Mitglied eines Gremiums bin – relevant und für meine professionelle Weiterentwicklung von Nutzen sind? Wie kann es gelingen, «blinde Flecken» und auch Unangenehmes auf konstruktive Art ins Blickfeld zu rücken? Wie leite ich aus den Antworten notwendige Massnahmen für meine professionelle Weiterentwicklung ab? Wie messe und überprüfe ich meine «Entwicklung» in weiteren Feedbackschritten? Was geschieht mit all den erhobenen Daten?
Bewährt hat sich aus Sicht der KSBS die Kooperation zwischen den Feedback-Beteiligten. Auf diese Kooperation verweist auch der oben zitierte Wortlaut der Schulleitungsverordnungen, wenn er das Anhörungsrecht der Schulkonferenz beim Verfahren (= «Design») für Schulleitungsfeedback explizit festhält. Durch frühzeitige Absprachen und Zusammenarbeit – beispielsweise zwischen Schulleitung und Konferenzvorstand – können falsche Erwartungen, unbefriedigende Abläufe und Resultate vermieden werden. Für diese Zusammenarbeit ist manchmal auch eine Rollenklärung notwendig: Im Fokus steht immer die Empfängerin, der Empfänger von Feedback. Die Feedback-Gebenden haben unterstützende Funktion. Niemand verfolgt eine «hidden agenda», die beispielsweise nur der Perpetuierung (Aufrechterhaltung) versteckter Konflikte dient.
Unterstützung und Input
Die Wiederaufnahme des Themas «Schulleitungsfeedback» an der KSBS-Vorstandssitzung im August 2020 entsprach einem Bedürfnis. In der anschliessenden Diskussion zeigte sich, wie unterschiedlich die Erfahrungen sind, die in den Kollegien diesbezüglich gemacht werden. Mehrere Konferenzvorstände haben sich im Anschluss beim Leitenden Ausschuss gemeldet und um weitere Informationen zu Feedback-Instrumenten oder – in Absprache mit ihrer Schulleitung – um einen Input zum Thema an ihrer Schulkonferenz gebeten.
Empfehlungen der KSBS zum Schulleitungsfeedback durch Lehr- und Fachpersonen
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