Jeder Schritt zählt
«Einen Schrittzähler hatte ich noch nie dabei, aber es kommen einige zusammen an einem Tag, 10’000 sicher, schätze ich mal», Eddie Bäumner bewegt sich mit leicht federndem Gang durch lange Korridore. Er schiebt einen Handwagen vor sich her, den er mit Kartons in unterschiedlichen Formen und Grössen füllt. «Das Wichtigste bei meiner Arbeit sind Logik und Struktur: Meine Gänge sollen möglichst effizient sein. Ich überlege mir die Wege genau. Ok, ich nehme erst die lange Ware und ich nehme Fussplatten, damit Schäden an anderen Waren vermieden werden.» Der 21-Jährige befindet sich im dritten Lehrjahr zum Logistiker EFZ beim Leuchtenhersteller Regent Lighting in Basel. Er hat sich ganz bewusst für die Fachrichtung Lager entschieden, wo man deutlich weniger Kundenkontakt hat als in der Fachrichtung Distribution: «Ich möchte mit purer Logistik zu tun haben, mit Hard-Core-Logistik sozusagen». Er möge es, in Bewegung zu sein und anzupacken.
Dieses Anpacken ist vor allem in der Abteilung der Langware gefragt, wo Waren gelagert werden, die mehr als 1,6 Meter lang und dementsprechend schwer sind. Ist die Logistik demnach eine Männerdomäne? Pascal Buchwalder, Leiter Interne Materialflüsse und Produktion, verneint: «Es gibt Hilfsmittel wie etwa Rückenschoner beim Heben. Es wird sich alles weiterentwickeln, die Automation der Vorgänge nimmt zu. Wir haben im ersten Lehrjahr eine Frau, die das alles sehr gut bewältigen kann.»
Auch auf die Frage, ob der Beruf durch die zunehmende Digitalisierung nicht akut gefährdet sei, hat er eine klare Antwort: «Nein, auf keinen Fall. Hinter jeder Automatisation steht ein Mensch, der den Prozess steuert und kontrolliert. Besonders wichtig ist das bei Betrieben, die – wie wir – sehr viele gemischte Artikel von den Lieferanten bekommen. Es wäre nicht rentabel, das alles zu automatisieren.» Der langjährige Mitarbeiter bei Regent Lighting sieht die Chance im Verschlanken der Arbeitsschritte: «Sehr hilfreich in unserem Bereich ist Lean Management: Gemeinsam mit den Mitarbeitenden schauen wir, was innerhalb der Abläufe optimiert werden kann.» Die Zukunft des Berufes sieht er in einer breiteren Fächerung: «Noch vor gut zwanzig Jahren war alles auf Papier, wir arbeiteten mit Karteikarten. Heute gibt es diverse unterschiedliche digitale Hilfsmittel und damit neue Möglichkeiten. Es sind dadurch aber auch neue Fähigkeiten gefragt, man muss flexibel sein, sich auf Neues einlassen können.»
Auch Eddie Bäumner betont den weiten Horizont des Berufs: «Sobald man in der Logistik in die Tiefe geht und die gesamte Lieferkette anschaut, wenn man etwa mit Spedition und Planung zu tun hat, die Preise vergleicht, Lagerungsmethoden überlegt, wird es komplex. Logistik durchdringt unseren Alltag. Das interessiert mich.»
Berufslehre Logistik EFZ |
Logistikerinnen und Logistiker EFZ kümmern sich um die Lagerung oder die Auslieferung von unterschiedlichen Arten von Waren. Man unterscheidet daher die beiden Fachrichtungen Lager und Distribution (Verteilung). Neben der Möglichkeit, die Ausbildung in drei Jahren mit dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis EFZ abzuschliessen, wird auch eine zweijährige Ausbildung angeboten, die zum Eidgenössischen Berufsattest (EBA) führt. |
Text: Charlotte Staehelin, Foto: Grischa Schwank