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Konsultation: Einführung der Jahrespromotion

17.05.2024
Seit Jahren liegt der Wunsch auf dem Tisch: Einführung der Jahrespromotion in der 6. Klasse der Primarschule. Der übertriebene Selektionsdruck soll reduziert und eine genaue Zuteilung in die Leistungszüge der Sekundarschule weiterhin ermöglicht werden. Dem Umsetzungsvorschlag des ED wird von allen drei Zyklen der Volksschule zugestimmt. Ein besonderes Augenmerk verdienen die Planungsabläufe der Sekundarschule. Aber auch die Leistung der Primarstufe bei der Zuteilung in die Leistungszüge ist zu würdigen.
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Seit vielen Jahren beschäftigt sich die KSBS mit dem Thema der Jahres- bzw. Semesterpromotion. Die lange Vorgeschichte lässt sich dem KSBS-Bericht «Jahres- oder Semesterzeugnisse an der Volksschule Basel-Stadt» vom August 2022 entnehmen. Die zentralen Ergebnisse der damaligen Befragung lauteten:

  • Die Primarstufe spricht sich eindeutig für die Jahrespromotion aus – für die gesamte Stufe und insbesondere für die 6. Klasse;
  • die Sekundarstufe unterstützt die auf der eigenen Stufe geltende Regelung (Semesterzeugnisse) mehrheitlich;
  • anstelle einer einheitlichen Regelung für die gesamte Volksschule werden stufen- bzw. zyklenspezifische Lösungen gewünscht;
  • insbesondere die Primarstufe zeigt sich offen für neue und andere Beurteilungsformen - auch bei der Zuweisung zu den Leistungszügen der Sekundarstufe 1;
  • auf der Sekundarstufe 1 bestehen strukturelle Vorbehalte gegen einen Systemwechsel hin zu Jahreszeugnissen, selbst wenn die pädagogischen Chancen («Mehrwert») von einer Mehrheit gesehen werden.

Zustimmung in allen drei Zyklen

Worum geht es? Gesucht wird ein angemessenes Verhältnis zwischen schulischen Leistungsansprüchen sowie freudvollem und vertieftem Lernen («mehr Luft im System für pädagogische Projekte»). Gerade in der 6. Klasse der Primarschule wird seit Jahren ein Missverhältnis in dieser Balance von einer grossen Mehrheit der betroffenen Lehr-, Fach- und Leitungspersonen moniert. 

Von den angeschriebenen 3125 Lehr-, Fach- und Leitungspersonen haben sich 638 an der Konsultation beteiligt (20%). Erneut sind die Ergebnisse der Konsultation eindeutig. Mit insgesamt 80% wird dem vorliegenden Umsetzungsvorschlag zugestimmt.  Die Auswertung nach Zyklen zeigt, dass der direkt betroffene Zyklus 2 (3.-6. Klasse Primarschule) mit 94% zustimmt. Der Zyklus 1 (Kindergarten bis 2. Klasse Primarschule) stimmt mit 83% zu; der Zyklus 3 (Sekundarstufe 1) stimmt mit 58% zu.

Exkurs: Fakten rund um die Zuteilung in die Leistungszüge der Sek I

Immer wieder kommt es zu Fragen betreffend die Genauigkeit der Zuteilungen aus der Primarschule in die Leistungszüge der Sekundarschule. Bei der jetzt zu konsultierenden Vorlage werden gerade vonseiten der Sekundarschule (Lehrpersonen, Schulleitungen) Bedenken geäussert, dass sich die schon jetzt vorhandene «schlechte» Genauigkeit der Zuteilung beim Wechsel von Semester- auf Jahreszeugnisse in der 6. Klasse der Primarschule «weiter» verschlechtern werde. Der KSBS ist es deshalb ein Anliegen, auf die empirische Datenlage bezüglich der bisherigen Zuteilungen aus der Primarschule zu verweisen und Behauptungen aus einer individuellen Perspektive zu lösen.

Auf der Grundlage der Antwort des Regierungsrates zur schriftlichen Anfrage von Claudio Miozzari betreffend «negativer Auswirkungen der Leistungszüge Sek I» lässt sich festhalten: Die Zuteilungen in die Leistungszüge der Sekundarstufe 1 durch die Primarschule sind hochgradig zutreffend. Die Quote an Schülerinnen und Schülern, welche innerhalb der drei Jahre der Sekundarschule den Leistungszug wechselt, liegt im Bereich von rund 5%; dabei steigen mehr SuS in einen tieferen Leistungszug ab als in einen höheren auf. Reguläre Zugwechsel sind innerhalb der Sekundarschulzeit zu fünf Zeitpunkten (Semester- bzw. Jahreswechsel in den ersten 5 Semestern) möglich. Detailliertere Auswertungen zeigen, dass ein Grossteil der Umteilungen im ersten Semester des ersten Sekundarschuljahres stattfindet (rund 50%). Diese «Korrekturen» von «Fehlzuteilungen» ergeben kantonsweit gesehen rund 1–2 Umteilungen pro Klasse: Eine solche Volatilität bewegt sich nach Einschätzung der KSBS im Rahmen normaler Entwicklungen von Schullaufbahnen und kann nicht per se und pauschal mit «Fehlzuteilungen durch die Primarstufe» korreliert werden.

Augenmerk Planungsabläufe Sek I

Die Befürchtungen und Bedenken aus der Sek I sind unbedingt ernst zu nehmen, dürfen aber das berechtigte und pädagogisch sinnvolle Anliegen der Primarstufe nicht gefährden. Deshalb braucht es Unterstützung und Anpassungen bei den administrativen Abläufen durch die Zentralverwaltung, damit die Schulleitungen und Sekretariate der Sekundarschule ihre sorgfältige Arbeit bei der Zusammenstellung von Klassen, Zügen und pädagogischen Teams in der gewohnt hohen Qualität weiterführen können. Zum Semesterwechsel müssen «belastbare» Daten über Leistungszwischenstände aus der 6. Klasse der Primarstufe zur Verfügung stehen, welche wie bisher eine provisorische Klassenbildung in der Sekundarschule ermöglichen. Die Primarschulen stehen insofern in der Pflicht, Abläufe und Kriterien rund um die Standortgespräche in der 6. Klasse zu klären und zu optimieren.

Text: Simon Rohner und Mike Bochmann Grob (Präsident und Vizepräsident KSBS)

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