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Neue Serie zur sprachbewussten Schule

19.09.2022
Erkenntnisse aus drei Jahren sprachbewusster Schule: Das PZ.BS startet im Schulblatt eine neue, dreiteilige Serie (Teil 1).
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Die verbale Kommunikation ist im Unterricht nur ein Teilbereich. Ob die Kommunikation gelingt, hängt von weiteren Faktoren wie Mimik, Körpersprache, Lautstärke oder Deutlichkeit ab. Illustration aus dem Schulblattschwerpunkt zum Sprachbewussten Unterricht von Ayleen Weidmann in der Nummer 6/2019.

Sprachbewusster Unterricht, kurz SBU, ist unbestritten eine gute Sache und ein Entwicklungsschwerpunkt vieler Basler Schulen. Von der Idee bis zur alltäglichen Verankerung in Unterricht und Tagesstruktur sind aber viele kleine Umsetzungsschritte zu gehen. Wie diese aussehen können und wo es Stolpersteine gibt, haben im Juni 2022 Schulleitende, Lehrpersonen, Mitarbeitende der Tagesstrukturen sowie weitere Fachpersonen an einem Netzwerktag diskutiert, der vom Pädagogischen Zentrum PZ.BS in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Pädagogik organisiert wurde. In einer dreiteiligen Serie werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und ergänzt. Dabei stehen Aussagen aus der Praxis im Zentrum, die im Rahmen eines World-Cafés und einer Gesprächsrunde getätigt worden sind. Die erste grundlegende Erkenntnis: Haltung und Selbstreflexion sind für ein gutes Gelingen zentral.

«Die Bildungssprache ist eine wichtige Grundlage für Partizipation.»

Wie befähigen wir Schülerinnen und Schüler dazu, dass sie die ihnen gestellten Aufgaben bewältigen können? Bildungssprache besteht aus komplexen, eher längeren Sätzen und ist wenig fehlertolerant. Das unterscheidet sie von der Alltagssprache und überfordert manche Schülerinnen und Schüler. Partizipation ermöglichen heisst aber gerade nicht, Fach- und Bildungssprache zu vermeiden, sondern bedeutet vielmehr, Hilfestellungen für deren Erwerb anzubieten. So lernen die Schülerinnen und Schüler, komplexe Fachinhalte nicht nur kognitiv zu durchdringen, sondern auch selbständig zu formulieren.

«Schwierigkeiten sind oft dort, wo wir sie nicht erwarten.»

Die Motivation der Schülerinnen und Schüler ist gross, wenn sie eine Projektarbeit durchführen dürfen. Wo sind dabei sprachliche Hürden, für die es gezielte Hilfestellungen braucht? Wenn Lehrpersonen versuchen, bereits in der Vorbereitung mögliche Wege und Ergebnisse vorausschauend mitzudenken, hilft das, um potenzielle sprachliche Schwierigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu erkennen und ihnen entsprechende Unterstützung anzubieten.

«Man kann nicht nicht kommunizieren.»

Beim ersten Schritt ins Klassenzimmer beginnt die Kommunikation zwischen Lehrperson und Klasse. Dabei ist die verbale Kommunikation nur ein Teilbereich, denn ob die Kommunikation gelingt, hängt von weiteren Faktoren ab: Mimik, Körpersprache, Lautstärke, Deutlichkeit. Auch das gehört zum Sprachbewussten Unterricht, denn im Kern geht es darum, welche sprachlichen Mittel ich wähle, um die (Fach-)Inhalte zu vermitteln. Lehr- und Fachpersonen sollten ihre Aufmerksamkeit stets auf alle diese Elemente richten, denn sie kommunizieren, solange sie mit den Schülerinnen und Schülern in Kontakt sind – ob sie es wollen oder nicht.

«Klarheit in der Sprache unterstützt die Klassenführung und schafft Resonanz.»

In Resonanz zu sein mit der eigenen Klasse bedeutet, mehrdimensional eine Beziehung aufzubauen – über Energie und Klang der Stimme, Wortwahl und Satzstruktur – und somit aktiv eine Führungsrolle zu übernehmen. Der bewusste Einsatz von Sprache trägt wesentlich zur Entstehung von Resonanz und einem positiven Lernklima bei. 

«Vorbildfunktion der Lehr- und Fachpersonen.»

Eine Lehr- oder Fachperson, die selbst einen sorgfältigen und bewussten Umgang mit ihrer Sprache pflegt und sowohl bei der Vorbereitung wie auch bei der Rückschau auf eine Lektion die Sprache und ihre möglichen Stolpersteine im Blick hat, bereitet damit automatisch das Terrain für einen sprachbewussten Umgang mit ihren Schülerinnen und Schülern.

«SBU quickfixen und dann abhaken geht nicht.»

Ein Unterrichtsschwerpunkt, wie ihn die Basler Volksschulen seit 2019 für SBU definiert haben, bietet die Chance, dass sich Lehrpersonen zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen vertieft einem Thema widmen, um es an ihrer Schule nachhaltig verankern zu können. Da diese Arbeit zyklenübergreifend erfolgt, profitieren die Lehrpersonen von der Aufbauarbeit in den unteren Klassenstufen. Was zu Beginn zweifellos mit Mehraufwand verbunden ist, wird so allmählich zum gewinnbringenden Selbstläufer und zur gelebten Schulkultur für Unterricht und Tagesstruktur.

Regula Rohland und Brigitta Kaufmann, Pädagogisches Zentrum PZ.BS

Lesen Sie in der nächsten Schulblattausgabe: Sprache ist überall – Umsetzungselemente und Methoden

Weiterführende Informationen gibt es auf dem Basler Bildungsserver unter www.edubs.ch/sprachbewusst

 

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