«Wir haben enorm viele Ressourcen»
Die Blicke der Rektorinnen Anja Renold vom Gymnasium Kirschgarten und Elisabeth Simon vom Gymnasium Bäumlihof schweifen anerkennend über die dicht besetzten Reihen im Parkett und auf den Emporen der Bäumlihof-Aula: «Hier sitzt so viel Wissen!» Das Duo leitet seit einem Jahr das kantonale Projekt «Lernen und Prüfen in einer Kultur der Digitalität», das auf den pädagogischen Aspekt der Unterrichtsentwicklung in einer zunehmend digitalen Welt fokussiert.
Kurvenreiche Bergfahrt
Das Vorhaben sei mit einer kurvenreichen Bergfahrt zu vergleichen. «Wir haben noch kein konkretes Ziel vor Augen, aber wir sehen doch schon etwas klarer», meint Anja Renold. An diesem strahlenden Frühlingstag soll am Fundament des Projektes gebaut und bereits vorhandenes Know-How angezapft werden. Denn, so Elisabeth Simon: «Wir haben enorm viele Ressourcen.»
Unter der Federführung des Pädagogischen Zentrum PZ.BS geht es darum, das Wissen und die konkreten Unterrichtserfahrungen der Lehrpersonen abzuholen, zu strukturieren und für alle beteiligten Standorte zugänglich zu machen. Es ist das erste Mal, dass sich im Rahmen eines Dreitageblocks alle Lehrerinnen und Lehrer der nachobligatorischen Mittelschulen des Kantons standortübergreifend zu einem fachlichen Austausch treffen. Die Stimmung ist angeregt, die Menschen treffen sich, man grüsst alte Bekannte, schliesst neue Kontakte.
Wie viel Mathe kann Chat GPT?
Nach einem Inputreferat des Hochschuldozenten und Autors Dominic Hassler von der Pädagogischen Hochschule Zürich geht es in kleine Gruppen. In rund zweistündigen Sessions werden konkrete Fragestellungen diskutiert. Von «Lernen und Prüfen von Vokabular in Zeiten von DeepL und Co» oder «Produktiver Einsatz von KI im Deutschunterricht» über «Open-Book-Prüfungen im Mathematikunterricht», «Wie viel Mathe kann Chat GPT (KI)?» oder «Gamification im Biologieunterricht» bis zu «KI-generiertes Bildmaterial im Gestaltungsunterricht» gibt es eine Fülle von Angeboten für den gemeinsamen Austausch.
Diese Sessions sind als selbstverantwortliche Formate angelegt. In jedem Raum gibt es eine Grundausstattung an Infrastruktur und ein Minimum an Anweisungen zum gewünschten Vorgehen. So sollen etwa die Diskussionsbeiträge oder konkreten Resultate für das Plenum festgehalten werden. Der Rest ist Sache der Teilnehmenden.
Partizipativer Ansatz
Der konsequent partizipative Ansatz sorgt stellenweise für Erstaunen und auch Irritation. Man hat etwas Anderes erwartet, fühlt sich überfordert oder wünscht eine klassische Vermittlung von Wissen. Dennoch geht der Plan auf, denn exakt dieses Setting der Selbstverantwortung fördert natürlich den gewünschten Austausch. Es geht in den Gruppen um ganz konkrete Fragestellungen und Learnings aus der Unterrichtspraxis. Und auf einer zweiten Ebene auch um die Befindlichkeit der Lehrpersonen angesichts der ständig sich verändernden Bedingungen.
Gut sichtbar wird an diesem Tag, wie vielgestaltig die Herausforderungen sind: «Alleine kommt man da nicht weit», wie die beiden Projektleiterinnen zusammenfassend resümieren.
Text und Bilder: Charlotte Staehelin