Zu was taugen Online-Meetings - und zu was nicht?
Ich kann mich noch sehr gut an mein erstes Online-Meeting erinnern. Es war ein Sonntagnachmittag im Jahr 2007 und ich lag etwas vergammelt im Pyjama auf meinem Sofa. Das Pyjama lässt sich dadurch rechtfertigen, dass ich selbst nicht aktiver Teil des Meetings war, sondern Jack Bauer aus der Serie «24» beobachtete, wie er hollywoodreif mit dem US-Präsidenten via Bildschirm und in Echtzeit kommunizierte. «Ha, Zukunftsmusik», dachte ich mir kurz. Verwarf den Gedanken aber sogleich wieder, weil die Realität dann wohl eher verwackelte Bilder und nicht funktionierende Mikrofone bedeutet hätte.
14 Jahre später sieht alles etwas anders aus. Die verwackelten Bilder sind geblieben, die diversen Mikro-Unfälle auch – aber online hat sich durchgesetzt. Wir stellen fest: Die neue Technik ist genial, wenn man sie richtig nutzt. Anders als via Telefon kann man kurz den Bildschirm teilen, um etwas bildlich darzustellen. Oder dann fand im Lockdown kollegialer Austausch statt, der ansonsten gar nicht mehr möglich gewesen wäre.
Das Jahr 2021 zeigt aber auch, was Online-Meetings nicht ersetzen können: Die feinen Zwischentöne und die Gestik eines komplizierten Elterngesprächs beispielsweise. Oder eine hitzige Diskussion mit mehreren Personen – online absoluter Horror, wenn nicht alle die gleich gute Verbindung haben. Überhaupt, das Miteinander. Es hat nicht die gleiche Qualität, wenn wir unsere Kolleginnen und Kollegen ständig nur auf dem Bildschirm sehen können.
Wir alle arbeiten täglich dafür, die dritte Welle in Schach zu halten und wissen um die Notwendigkeit der Massnahmen. Aber gegen Corona-Müdigkeit hilft kein noch so ausgefeiltes technisches Wundermittel.
Ich persönlich werde sicher auch nach der Krise Online-Meetings für gewisse Situationen nutzen. Aber ich freue mich schon jetzt darauf, beim traditionellen Feierabendbier in der Tagesstruktur Drei Linden den dortigen Leiter in einer Partie Darts vernichtend zu schlagen.
Simon Thiriet, Leiter Kommunikation