Von Lebenstürmen und zerschnittenen T-Shirts
Recyclen, bauen, tauschen: Am Aktionstag «Klimaschutz und Schule» beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler am Holbein- und am Leonhardschulhaus mit Nachhaltigkeit und Klima.
Der einfache Holztisch auf dem Pausenhof des Leonhardschulhauses füllt sich bereits morgens um acht mit Kleidern und Schuhen. Neugierige, zum Teil etwas unsichere Blicke, ein kurzes Streichen über glitzernden Stoff. «Kann ich das jetzt einfach so hierlassen?», fragt eine der Schülerinnen des Gymnasium Leonhard. Ja, das sei perfekt so, am Vormittag werde gesammelt, gegen Mittag sei dann die Tauschbörse für alle geöffnet, erklärt Ruedi Küng, Lehrer am Gymnasium Leonhard und Dozent an der PH FHNW. Er hat den Überblick über die zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen an diesem Vormittag.
Hands-on-Mentalität stärken
«Es geht heute primär darum, die Hands-on-Mentalität zu stärken. Die Schülerinnen und Schüler sollen selber Hand anlegen, dadurch Selbstwirksamkeit erfahren und ein Gefühl für die Zusammenhänge entwickeln», resümiert der engagierte Biologielehrer. In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule und unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern wie der Stadtgärtnerei, der Kompostberatung, dem Verein «Grün her» oder der Stiftung «myclimate» wird unter Anleitung von Lehrpersonen gearbeitet: Auf der Zwischenterrasse der Sekundarschule Holbein werden bereits bestehende Beete gejätet und frisch bepflanzt. In einer geschützten Ecke auf dem Pausenhofareal des Holbein entsteht aus Holz, Stein, Keramiktöpfen, Draht und Holzwolle eine turmartige Behausung für Insekten. Das Wurzelwerk im Boden ist wider Erwarten dicht, neben der Schaufel braucht es die Hacke.
Von Upcycling über Food Waste zum Klimalehrpfad
Anstelle der Schaufeln kommen im Dachstock des Holbeinschulhauses die Nähmaschinen zum Einsatz. Der Workshop «T-Shirt-Upcycling» ist sehr beliebt, es wird konzentriert gearbeitet. Gebrauchte T-Shirts werden zerschnitten und neu zusammengesetzt oder umfunktioniert, wie bei einer Schülerin, die aus fein geschnittenen T-Shirt-Streifen eine Tasche häkelt. Um Food Waste geht es in der Mensa, in der Aula ist eine Installation zu Wärmestrahlung aufgebaut, es gibt ein Kartenspiel zum CO2-Verbrauch bei der Produktion von Lebensmitteln oder einen digitalen Klimalehrpfad durch ein Areal des Pausenplatzes. Dieser ist einem Prototyp nachempfunden, der bereits im Frühjahr vom Verein «Grün her» am Tangentenweg in der Erlenmatt eingerichtet wurde.
Unterschiedliche Zielsetzungen
Mit dem Aktionstag werden neben dem Erlebnisfaktor noch weitere Ziele verfolgt: Einerseits ist er als eine Art Weckruf für die AG Klima am Gymnasium Leonhard gedacht, die etwas eingeschlafen ist, nachdem eine Generation von sehr engagierten Schülerinnen und Schüler die Schule abgeschlossen hat. Andererseits soll er eine breitere Diskussion anstossen. Für kommende Editionen kann sich Ruedi Küng zum Beispiel auch Podiumsdiskussionen vorstellen, wo die unterschiedlichen politischen Ansätze in Bezug auf das Klima zum Ausdruck kommen.
Im Rückblick auf diesen Tag hebt Ruedi Küng die Vernetzung von unterschiedlichen Schulstufen und Schulhäusern hervor. Diese sei sehr gewinnbringend gewesen.
Weitere Informationen zu Hands-on-Aktionen: ruedi.kueng@edubs.ch
Von Charlotte Staehelin