«Alle verdienen bedarfsgerechte Dienstleistungen»
Urs Bucher (Leiter Volksschulen) und Ulrich Maier (Leiter Mittelschulen und Berufsbildung) dürften den meisten Lehr- und Fachpersonen ein Begriff sein. Weniger geläufig sein dürfte ihnen dagegen der Name des Leiters der Zentralen Dienste. Dabei betrifft auch dieser Bereich die Schulen sehr direkt: Der Leiter der Zentralen Dienste verantwortet im Erziehungsdepartement (ED) des Kantons Basel-Stadt die Finanzen, die Informatik, das Personal, die Materialzentrale und nicht zuletzt die zunehmend heiss diskutierte Schulraumplanung in der Abteilung Raum und Anlagen. Wie Bucher und Maier ist er zudem Mitglied der von Regierungsrat Conradin Cramer geleiteten Geschäftsleitung des ED.
Grund genug, Marc-Oliver Möller (54), den neuen Leiter der Zentralen Dienste, im Basler Schulblatt näher vorzustellen. Mit dem Ökonomen Möller hat Anfang August ein Mann der Wirtschaft die Führung dieses wichtigen Bereichs übernommen. Der schweizerisch-deutsche Doppelbürger war zuvor in führenden Positionen bei verschiedenen internationalen Unternehmen tätig – zuletzt bei der Swiss Krono-Gruppe mit Sitz in Luzern, einem weltweit tätigen Hersteller von Holzwerkstoffen. 2017 startete er dort als Leiter Human Resources und übernahm in der Folge sukzessive weitere Aufgaben. Als Head Group Initiatives & Transformation war er zuletzt verantwortlich für alle gruppenweiten strategischen Projekte und Initiativen.
«Prozesse sind die gleichen»
Die Unterschiede zu seinem Vorgänger Thomas Riedtmann sind offensichtlich. Riedtmann, der Ende August in Pension ging, war ein erfahrener und gut vernetzter Verwaltungsexperte, der den Kanton aus dem Effeff kannte (siehe Kasten). Er sei sich natürlich bewusst, dass in der Privatwirtschaft und in der Verwaltung unterschiedliche Rahmenbedingungen gelten würden, sagt Möller darauf angesprochen im Gespräch mit dem Basler Schulblatt. «Die Themen und die Prozesse sind aber grundsätzlich die gleichen.» Er sei deshalb überzeugt, dass er seine in der Wirtschaft gemachten Erfahrungen gewinnbringend im ED einbringen werde. «Es stellt immer eine Herausforderung dar, sich in ein neues Umfeld einzuarbeiten. Bei allen meinen früheren Stationen habe ich mich aber rasch etablieren können.» Er sei es sich zudem gewohnt, in komplexen Organisationen Teams zu führen und auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören, sagt er. «Und eine Aussensicht einzubringen, kann ebenfalls sehr wertvoll sein.»
Dialog mit Schulen stärken
Möller, der im Gespräch dynamisch, selbstbewusst und voller Tatendrang wirkt, hat sich in seiner neuen Funktion einiges vorgenommen. «Ich möchte die Services und Dienstleistungen im Departement allgemein verbessern und damit auch Lehrpersonen Unterstützung bei der Ausübung ihrer wichtigen Tätigkeit bieten. Ich möchte Schwachstellen identifizieren und Servicelücken schliessen», sagt er. Um dieses Ziel erreichen zu können, will er möglichst bald die Bedürfnisse «aller internen und externen Stakeholder» kennenlernen. «Ich habe ein offenes Ohr und möchte auch den Dialog mit den Schulen stärken. Um zu erfahren, wo der Schuh drückt, möchte ich mich zum Beispiel mit Schulleitungen austauschen.» Möller nimmt diesbezüglich aber auch die Schulen in die Pflicht: Die Verantwortlichen an den einzelnen Schulstandorten müssten Hand bieten, damit die Services und Dienstleistungen gezielt und gemeinsam verbessert werden könnten. «Nur als Team ED können wir die an uns alle gestellten Anforderungen meistern.»
Relevante Themen sind für Möller unter anderem die Informatik und das Personalwesen. «Die Informatik im ED hat sich ja bereits sehr positiv gewandelt, und ich bin sehr froh, dass grosse und kundenorientierte Veränderungen bereits angestossen wurden. Auf diese gilt es nun weiter aufzubauen und den Schwung mitzunehmen», sagt er. «Die IT ist heute das, was früher der Bleistift war. Es ist unabdingbar, dass sie gut funktioniert. Hier sollten wir den vom Kanton vorgegebenen Handlungsspielraum vermehrt ausnutzen.» Ähnliches gelte für das Personalwesen, welches noch näher zu den Kundinnen und Kunden rücken müsse, um diese bedarfsgerecht zu unterstützen. «Ein partnerschaftliches Personalwesen kann den Anspruchsgruppen praktische und strategische Unterstützung liefern, insbesondere in Zeiten von Fachkräftemangel, Digitalisierung und sich permanent veränderndem Arbeitsumfeld.»
«ED hat wichtige Funktion»
Von «höchster Wichtigkeit» ist gemäss Möller weiter die eingangs erwähnte Schulraumplanung. «Das Thema ist essentiell zur Erfüllung unseres Auftrages, der Bildung», sagt er. Der Leiter Zentrale Dienste vertritt das ED in der kantonalen Schulraumorganisation auf strategischer Ebene (siehe dazu auch das Interview mit Stephan Hug im Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe). Dass Möller gewillt ist, Themen rasch anzugehen, zeigt sich exemplarisch im Kleinen: So hat er am Hauptsitz des ED an der Leimenstrasse innert kurzer Zeit den Betrieb von Infoscreens initiiert. Etwas, das in anderen Departementen heute längst gang und gäbe ist. «Alle Mitarbeitenden des ED verdienen bedarfsgerechte Dienstleistungen und Services, um ihren Auftrag erfüllen zu können», lautet sein Credo. Generell sei es ihm zudem ein grosses Anliegen, mitzuhelfen, dass das ED und seine «unglaublich vielfältigen Tätigkeiten» sowohl gegen Innen als auch gegen Aussen noch besser wahrgenommen würden, sagt er. «Das ED hat eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft, und das sollten wir alle auch ausstrahlen und kommunizieren – und stolz darauf sein, unseren Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten zu dürfen.»
Selbst zur Schule gegangen ist Möller, der als Kind in Deutschland wohnte, am Freien Gymnasium Basel. «Ich bin meinen Eltern extrem dankbar dafür, dass ich die gute Schulausbildung in der Schweiz absolvieren durfte», sagt er. «Eine gute Ausbildung ist etwas vom Wertvollsten, das wir unseren Kindern mit auf den Weg geben können. Ich freue mich deshalb sehr darüber, dies mit meiner Arbeit im ED nun aktiv unterstützen zu können.» Die eigene Schulzeit sei zudem für alle sehr prägend. «Jeder kann sich auch Jahre später noch an das Klassenzimmer, die Turnhalle oder die Lieblingslehrperson erinnern», sagt er. Am Freien Gymnasium Basel sei er stark gefordert und gefördert worden und habe dabei viel gelernt, erinnert er sich. «Das hat mich bis heute geprägt.»
Eine bewegte Kindheit
Auch privat beschäftigt sich Möller heute mit dem Thema Bildung. Er ist Stiftungsratsmitglied der Kanthari Foundation Switzerland. In Indien, auf einem Campus in Kerala, bietet die Stiftung körperlich beeinträchtigten Menschen eine Ausbildung an, damit diese befähigt werden, eigene Projekte zu lancieren und damit die Lebensqualität in ihren Communities zu verbessern. «Das ist eine tolle Sache», sagt er. Hauptaufgabe des Stiftungsrates ist das Fundraising, um die Stiftung am Laufen zu halten und Projekte zu ermöglichen.
Möller selbst hat eine bewegte Kindheit hinter sich: Geboren worden ist er in der Elfenbeinküste, wo sein Vater damals als selbstständiger Holzkaufmann arbeitete. Die ersten Lebensjahre verbrachte er in Afrika, ehe die Familie nach Deutschland zurückkehrte. Er machte in Lörrach eine Lehre als Bankkaufmann und studierte parallel dazu an der Universität Basel Wirtschaftswissenschaften. Nach Jahren in Basel-Stadt und Basel-Landschaft wohnt er heute mit seiner Familie im Kanton Aargau. «Meine Frau und ich planen aber, mittelfristig in die Region Basel zurückzuziehen, wenn die beiden Kinder aus dem Haus sind», sagt er.
Das Haus in Niederlenz und seine Familie sind heute sein Ruhepol. Als die Familie dort eingezogen sei, habe er im Teich im Garten zwei Kois entdeckt, erzählt Möller. Die Kinder hätten die Fische unbedingt behalten wollen. Heute schwimmen rund dreissig Kois im Teich. «Sie sind anmutige Wesen. Es ist sehr beruhigend, ihnen beim Schwimmen zuzuschauen», sagt er. «Gut abschalten» kann Möller auch beim Malen und Schreinern, einer weiteren Freizeitbeschäftigung. In seinem Büro an der Leimenstrasse sind mehrere selbst angefertigte Bilder und Holzarbeiten zu sehen. «Es ist schön, etwas mit den eigenen Händen erschaffen zu können», sagt er. «Das ist ein guter Ausgleich und gibt mir Energie für meine Aufgaben im ED.» Und Aufgaben hat er als Leiter eines Bereichs mit mehreren hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ja mehr als genug. Der nächste Sitzungstermin jedenfalls wartet schon. Valentin Kressler
Aadie Thomas Riedtmann
vks. Ende August hat sich Thomas Riedtmann mit einem Apéro in der Cafeteria am Hauptsitz des Erziehungsdepartementes (ED) an der Leimenstrasse von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verabschiedet. Damit ging eine Ära zu Ende, denn der Vorgänger von Marc-Oliver Möller als Leiter des Bereichs Zentrale Dienste war seit 2009 für das ED tätig. Noch länger wirkte Riedtmann in der Verwaltung des Kantons Basel-Stadt, denn zuvor war er bereits im Finanzdepartement und in der Staatskanzlei tätig. Im ED wird er in einem kleinen Pensum bis Ende Jahr noch vereinzelte Projekte weiterbetreuen. Die Schulblatt-Redaktion wünscht Thomas Riedtmann alles Gute für die Zukunft!