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Corona – was bleibt?

15.04.2020
Erinnern Sie sich? Als Fernunterricht und Videotalk noch nichts mit Ihrem schulischen Alltag zu tun hatten? Und Begriffe wie «Social Distancing», «Seifen-Boss» oder «exponentiell wachsende Verbreitungskurven» (Mathe-Lehrpersonen hier ausgenommen) nicht zu Ihrem aktiven Wortschatz gehörten?

Herausfordernd, aber spannend!

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Doris Ilg, stv. Leiterin Volksschulen
«Ganz ehrlich: Ich habe diese Zeit zwar als extrem herausfordernd, aber auch sehr spannend und persönlich bereichernd erlebt! Ich habe täglich Neues gelernt, wurde mit Fragestellungen und Aufgaben konfrontiert, die für mich – wie für alle andern – absolut neu waren, und immer musste es sofort sein! Dabei zeigte sich eindrücklich, wie effizient und hilfreich zum Beispiel Videotalks sind. Solche Erkenntnisse werden auch die Zukunft prägen. Was aber wirklich eindrücklich und für mich auch sehr berührend war: die grosse Solidarität untereinander! Mit welcher Selbstverständlichkeit  Mitarbeitende der Tagesstrukturen  und Lehr- und Fachpersonen bereit waren Betreuungsaufgaben zu übernehmen, auch an Wochenenden und Feiertagen.  Wie einfach es war, innerhalb unserer Verwaltung Leute zu finden, die die Hotline an Wochenenden betreuten und mit wie viel Empathie sie auf die Fragen der Anrufenden eingingen. Aber auch, wie viel Dankbarkeit wir in all den Wochen erleben durften. Das gibt Energie für die Zukunft.»      

Vollöffnung kam zu früh

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Emir As, Schüler (2. Klasse) Sekundarschule St. Alban
«Im Fernunterricht haben wir mehr Aufträge erhalten als sonst. Beim Lösen und Verschicken der täglichen Aufgaben auf MS Teams hatte ich kaum Probleme. Manchmal habe ich am Morgen gearbeitet, manchmal am Nachmittag. Mit einem Computer zuhause ist das einfach. Ich arbeite lieber am PC als mit Stift und Papier. Ich habe meine Freunde vermisst und bin nur selten nach draussen gegangen. Es war ja auch fast alles geschlossen. Für die Wiederöffnung hätte ich mir Halbklassenunterricht gewünscht. So würde bei einer Infektion die Verbreitung verlangsamt: In unserem Schulhaus gibt es etwa 300 Personen und in den Treppenhäusern ist es eng. Ich hätte mir eine Weiterführung des Fernunterrichts gewünscht. Die ganze Öffnung kam für mich zu früh. Jeder hat doch Angst, dass er das Virus bekommt.»

Viele berührende Aussagen von Eltern

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Lotti Lienhard, Leiterin Schulsozialarbeit SSA
«Die Schulschliessungen haben Familien, die schon vorher unter Mehrfachbelastungen gelitten haben, sicher härter getroffen, als diejenigen, die vielleicht ganz froh waren, einmal mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Wir von der Schulsozialarbeit richteten in dieser Bewährungs- und Belastungsprobe den Blick primär auf die, die es schon vorher nicht leicht hatten. Manche meldeten sich mit Anliegen und Nöten direkt bei uns, doch auf viele gingen wir auch aktiv zu. Neben Schwierigem erlebten wir auch Berührendes: Viele Eltern sprachen ihre Sorgen uns gegenüber offen an und nahmen das Angebot telefonischer Beratungsgespräche gerne an. Die letzten Wochen haben mir gezeigt, wie unglaublich anpassungsfähig Menschen in einer Krise sein können. Selten aber haben diejenigen, die auf Unterstützung angewiesen sind, mit so viel Aufmerksamkeit und Solidarität rechnen dürfen und ich hoffe, dass der Ruck, der durch die Gesellschaft ging, weiter Wirkung zeigt.»

Wie ein Sprung vom Zehn-Meter-Turm

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Patrick Langloh, Rektor Wirtschaftsgymnasium und WMS
«Es tut einer Schule gut, zwischendurch durch Unerwartetes herausgefordert zu werden. Wir mussten uns so auf einmal der Frage stellen, wo wir nun unsere Prioritäten setzen. Was in unseren eingespielten Abläufen kann auch einmal warten und vor allem: Auf wen müssen wir besonders achten, damit wir unseren Kernauftrag, den Unterricht, weiter erfüllen können? In einer ersten Phase stand dabei im Vordergrund, denen die wollen, auch weiter etwas zu bieten. Je länger, je mehr mussten wir dann aber auch schauen, dass die Schere nicht zu weit auseinandergeht. Punkto Digitalisierung hat der Fernunterricht uns allen natürlich einen gewaltigen Schub gebracht: Für uns alle war es wohl ein wenig so, wie wenn man nach langem Zögern auf einmal gezwungen wird, den Sprung vom Zehn-Meter-Turm zu wagen, um dann erleichtert festzustellen, dass das Wasser vielleicht gar nicht so weit weg war wie befürchtet.» 

Langfristig wäre das so nicht gegangen

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Brigitte Zulauf, Kindergärtnerin an der Primarstufe Gellert
«Wir haben alle Eltern per Telefon kontaktiert und über die Schulschliessung informiert. Das führe ich so weiter: vermehrt die Eltern kontaktieren. Auch sind wir schnell auf MS Teams umgestiegen. Trotzdem habe ich viele Kolleginnen und Kollegen kaum je gesehen. Den Kindern haben wir Aufgaben-Mäppli vorbeigebracht. Diese Mäppchen kamen sehr unterschiedlich zurück, das hing auch davon ab, ob die Eltern die Zeit zur intensiven Betreuung hatten. Langfristig hätte das so nicht weitergehen können. Bei einzelnen Kindern hat die Beherrschung der deutschen Sprache Rückschritte gemacht. Die Freude über das Wiedersehen war gross: Noch heute gibt es weniger Streitereien in der Klasse. Neben der Unterstützung durch die Schulleitung habe ich vor allem den grossen Gestaltungsfreiraum geschätzt.»

Grosse Solidarität im Kollegium

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Philip Kaeser, Schulleiter Primarstandort Gotthelf
«Besonders schwierig war die Woche nach den Fasnachtsferien vor dem Lockdown, als niemand wusste, was auf uns zukommt, und Ängste von Lehrpersonen und Eltern stetig zunahmen. Dann gings plötzlich schnell: Als Erstes stellten wir die Kommunikation untereinander und mit den Eltern sicher. Informationen mussten gefiltert und angepasst werden. Der Fernunterricht klappte super. Alle Kinder erhielten regelmässig Aufgaben und die Lehrpersonen hatten den Auftrag, einmal pro Woche mit jedem Kind zu telefonieren. Beeindruckt haben mich die grosse Solidarität unter den Lehr- und Fachpersonen und ihr enormes Engagement. Wir hatten täglich bis zu 50 Kinder am Standort zu betreuen, in Fünfergruppen verteilt auf zwei bis drei Kindergärten und diverse Unterrichtszimmer. Die Fach- und Lehrpersonen konnten sich teilweise selber einschreiben und es meldeten sich immer genug Leute. Auch während der Ferien! Gut getan hat uns die grosse Wertschätzung, die wir von den Eltern erhalten haben.»

Die Kinder sind plötzlich viel selbständiger

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Nadine Löffel, stellv. Leiterin Tagesheim Kindertraumhüüsli
«Als die Tagis geschlossen wurden, verblieben wir mit einem einzigen Kind. Alle anderen wurden bzw. mussten zuhause betreut werden. Wir haben versucht diesem vierjährigen Mädchen einen abwechslungsreichen Tagesablauf drinnen zu ermöglichen, mit Basteln, Spielen und Kochen. Nach wenigen Tagen fing sie an zu weinen und hatte keine Lust mehr alleine hier zu sein. Diese isolierte Situation war schwierig für das Kind. Nach zwei Wochen kam es in ein anderes Tagi, zusammen mit anderen Kindern. Das lief gut. Und wir haben unser Tagi daraufhin geschlossen. Seit der Wiedereröffnung am 11. Mai ist eine Sache sehr beeindruckend: Die neugewonnene Selbständigkeit der Kinder. Vor dem Lockdown dauerte es oft ziemlich lange, bis die Kinder parat waren. Nun können sie plötzlich selbständig Schuhe und Jacken anziehen und raus zur Eltern-Wartezone gehen. Das finde ich fantastisch!»

Weitere Statements finden Sie in der gedruckten Ausgabe des Schulblatts.

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