Der Weg eines Prinzen zur Erleuchtung
Was hat einen Prinzen vor rund 2500 Jahren veranlasst, all seinen Reichtum hinter sich zu lassen und als Bettelmönch den Grundstein zu einer der grossen Weltreligionen zu legen, zu der sich heute rund 380 Millionen Menschen bekennen? Diese Frage bildet quasi den Ausgangspunkt für den Workshop, den das Museum der Kulturen Basel für Kindergärten und Primarschulen zu seiner Ausstellung «Erleuchtet. Die Welt der Buddhas» anbietet. Noch bevor das Museum wegen Corona bis Ende Februar ganz schliessen musste, hat sich Primarlehrer Niklaus Leuenberger mit seiner 3. Klasse aus dem Neubad-Schulhaus von der Museumspädagogin Regina Mathez in die faszinierende Welt des Buddhismus einführen lassen.
Die Kinder haben, das sei gleich vorweggenommen, die kleine «Pilgerreise» durchs Museum von der ersten bis zur letzten Minute neugierig mitgemacht: Während eineinhalb Stunden lassen sie sich von den Schätzen in der Ausstellung und den Geschichten, die sie erzählen, in den Bann ziehen. Regina Mathez versteht es, die Kinder bei dem erstaunlichen Vorwissen abzuholen, das einige zur Entstehungsgeschichte des Buddhismus bereits mitbringen. Schon als sie vor einer der golden leuchtenden Buddha-Statue ins Thema einführt, pfeilen immer wieder Arme von Kindern in die Höhe, die ihr Wissen beisteuern oder mehr über den Werdegang des nordindischen Prinzen Siddharta Gautama zum erleuchteten Buddha Shakyamuni erfahren wollen.
Kleine «Pilgerreise» durch die Welt der Buddhas
Anhand geschickt ausgewählter Objekte erfährt die Klasse so auf ihrem Rundgang durch den obersten Stock des Museums, wieso der erleuchtete Buddha nicht nur in sitzender Position meditierend, sondern oft auch stehend oder gar schlafend abgebildet ist. Oder was Gläubige aus den Gesten und Fingerstellungen der Figuren ablesen können. Immer wieder gelingt es Regina Mathez, den Kindern so auch spirituelle Inhalte zu vermitteln wie das Streben jedes Buddhisten, aus dem Kreislauf von Wiedergeburten auszubrechen. Und so ganz nebenbei dürften die meisten auch mitbekommen, dass sich im Laufe der Jahrhunderte regional sehr unterschiedliche Ausprägungen des Buddhismus herausgebildet haben.
Damit das Ganze nicht zu trocken und kopflastig wird, dürfen die Kinder bereits während des Rundgangs immer wieder selbst Hand legen. Die ungebundenen Bücher etwa, mit denen in den Klöstern die Mönche unterrichtet werden, können nicht nur bestaunt, sondern auch ausgepackt und durchgeblättert werden. Und um die zentrale Bedeutung der Kalligraphie in der japanischen Tradition des Buddhismus erfahrbar zu machen, dürfen einige Kinder sogar selber ausprobieren, ob sie es schaffen, wie ein grosser Meister mit einem Wasserpinsel einen perfekten Kreis auf ein Papier zu zaubern.
Gemeinsam eine Gebetsfahne basteln
Dem Anspruch entsprechend, nicht nur eine Führung, sondern einen Workshop anzubieten, findet der zweite Teil des Schulangebots dann im weitläufigen Museumsatelier statt. Die Primarschülerinnen und -schüler aus der Primarschule Neubad finden dort schon auf Tischen ausgelegt alles Material vor, das es zum Basteln einer Gebetsfahne braucht. Jedes Kind darf nach einer kurzen Einführung zur Bedeutung der Symbole selbst entscheiden, welches der traditionellen Motive es auf seiner Fahne nachzeichnen will. So entsteht am Schluss eine bunte Girlande mit Kreisen, Pferden, Blumen und Schriftzeichen, die die Klassen dann jeweils am Schluss als Erinnerung an den Morgen im Museum in ihr Schulhaus mitnehmen dürfen.
Peter Wittwer
Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Schulworkshop unter www.mkb.ch. Dort sind auch sämtliche Ausstellungstexte und ein attraktives «Digitorial» zur Einführung in die Ausstellung zu finden.
Von Kultur zu Kultur ähnlich, aber doch anders
Mit seinem Sammlungsbestand von circa 340’000 Einzelobjekten gehört das Museum der Kulturen Basel zu den bedeutendsten ethnographischen Museen Europas. Diese Schätze sollen nicht nur Fachleuten, sondern auch einem breiten Publikum und insbesondere den Schulen zugänglich gemacht werden: Für sie gibt es seit der Wiedereröffnung Anfang März zu fast jeder Ausstellung (und zu jeder Jahreszeit) moderierte Rundgänge, Führungen und Workshops, die von Basler Schulklassen kostenlos gebucht werden können. Interessierte Lehrpersonen können aus dem breiten Angebot auf der Museumswebsite etwas Passendes für ihre Stufe und ihren Unterricht auswählen und (mindestens 14 Tage im Voraus) reservieren.
Interaktive Führungen und Workshops
Die wechselnden Schulangebote orientieren sich an dem, was jeweils auf den vier Ebenen des Museums zu sehen ist. Jedes Jahr gibt es neben den Dauerausstellungen drei neue Sonderausstellungen zu meist kulturübergreifenden Themen zu sehen. Diese Ausstellungen regen zu einer Auseinandersetzung mit kulturellen Zusammenhängen in einer zunehmend globalisierten Welt an.
Neben Workshops, die nur saisonal zu bestimmten Ausstellungen angeboten werden, hat das Museum auch längerfristige Schulangebote im Programm, die einen niederschwelligen Zugang zu einem universellen Thema ermöglichen. So gibt es beispielsweise für Schulklassen ab der Sekundarstufe I interaktive Führung «Doing Gender», in der anhand von Objekten aus der Sammlung gezeigt wird, was je nach Kulturkreis Frauen zu Frauen und Männer zu Männer macht – und wie diese Rollen sich auch verändern können.
Für die gleiche Stufe gibt es auch das Angebot «Einführung in den Buddhismus», einen interaktiven Workshop von Jugendlichen für Jugendliche. In der Ausstellung «Erleuchtet – Die Welt der Buddhas» beschäftigt sich die Schulklasse spielerisch mit der zentralen buddhistischen Praxis des Loslassens. Eine Praxis, die oft propagiert wird und doch so schwer zu verwirklichen ist.
Ein weiteres Angebot für ältere Schülerinnen und Schüler ist die Stadtführung «Zweite Heimat Basel» zu den Spuren, die Migrantinnen und Migranten in Basel hinterlassen haben. Der Rundgang führt vom Weissen Haus der Hugenotten im Grossbasel bis zur Clarakirche, die von italienischen Migranten geprägt wurde.
Mit Hase Felix auf Weltreise durchs Museum
Auch für die Primarstufe hat das Museum noch einiges mehr im Programm als den beschriebenen Workshop zur «Erleuchtet»-Ausstellung. So können sich bereits Kindergartenkinder zusammen mit dem Hasen Felix aus dem Kinderbuch «Briefe von Felix» auf eine Weltreise durchs Museum machen. Ein Renner gerade für diese Altersklasse ist auch der interreligiöse Workshop «Göttliche Kinder». Anhand von Objekten und Bildern tauchen die Schulklassen in die spannenden Geschichten von Geburt und Kindheit unterschiedlicher Götter ein.
Im interaktiven Workshop «Weisst du noch…?» zur Ausstellung «Memory – Momente des Erinnerns und Vergessens» macht sich die Schulklasse auf die Spuren der Erinnerung. Die Kinder reflektieren, was und wie sie selber erinnern, und lernen die Erinnerungstricks anderer Gesellschaften kennen. Beispielsweise die langen Knotenschnüre der Inkas oder einen Bilderaltar, mit dem Geschichtenerzähler durch Indien ziehen und die Erinnerung an Götter- und Heldenmythen wachhalten.
Peter Wittwer
Das pdf mit den aktuellen Schulführungen und Workshops des Museums der Kulturen Basel ist zu finden unter www.mkb.ch