Ideen Gestalt geben
«Ich wusste lange nicht, was ich wollte, und war etwas spät dran», resümiert die 18- jährige Elena Hatebur im Rückblick auf ihre Lehrstellensuche. Sie hat die Sekundarschule in Arlesheim besucht und die Unterrichtsstunden in «Beruflicher Orientierung» sowie die Berufsmesse als Inspirationsquellen genutzt. Ihrem Traumberuf ist sie dann allerdings im Internet begegnet: «Ich habe sehr viel im Netz recherchiert. Es war mir wichtig, einen Beruf mit Zukunft zu erlernen. Die Verbindung von Digitalität und Kreativität in der Ausbildung als Interactive Media Designer hat mich sofort gepackt.» Als weiteren Pluspunkt nennt sie den Bezug zu den Kundinnen und Kunden: «Ich bin in Kontakt mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Branchen, das schätze ich sehr an diesem Beruf.»
Als die damals 15-Jährige vor gut drei Jahren mit der Lehrstellensuche begann, waren gesamtschweizerisch noch sechs Ausbildungsplätze ausgeschrieben. Keiner davon im Raum Basel. Mit Spontanbewerbungen gelangte die junge Frau an potenzielle Lehrbetriebe und liess sich nicht von Absagen beeindrucken. So hakte sie bei der Agentur für Branding und Design und moritz nach, bat um eine Möglichkeit für eine Schnupperlehre. Und hinterliess einen sehr guten Eindruck bei Stefanie Gloor, der Gründerin und Inhaberin der Agentur: «Wir waren damals noch gar kein Ausbildungsbetrieb, aber Elena passte. Sie war hoch motiviert.»
Am Puls der Zeit
Kurz entschlossen absolvierte Stefanie Gloor gemeinsam mit einer weiteren Angestellten der Agentur die Ausbildung zur Berufsbildnerin. Und hat so nun einen Berufszweig in ihr Team integrieren können, den es noch gar nicht gab, als sie ihre Agentur und moritz im Jahr 2009 gegründet hat. «Mich interessiert, was Elena in der Schule lernt. Unsere Agentur ist seit ihrer Gründung immer im Wandel. Am Puls der Zeit zu sein, ist für uns essenziell, um in dieser sehr agilen Branche Schritt halten zu können.»
Als grösste Herausforderung nennen beide Frauen das verstärkte Aufkommen der künstlichen Intelligenz im vergangenen Jahr. «Wenn man sich damit befasst, kann das mega toll und von grossem Nutzen sein, aber es gibt auch Schattenseiten. Wie etwa differenziert man die eigene Arbeit?», gibt Elena Hatebur zu bedenken. Und betont den kreativen, künstlerischen Aspekt ihres Metiers: «Auch wenn die Programme immer einfacher zu bedienen sind, das Know-how einer Fachperson, die seit Jahren im Beruf ist, wird den Unterschied machen. Es fehlt sonst der Charakter.»
Gloor fügt mit Blick auf ihre Agentur an: «Ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft nicht mehr mit Stift oder Maus gestalten, sondern Prompts ausgeben. Also Aufgaben an ein Gestaltungsprogramm delegieren, welches diese dann ausführt. Unsere Rolle wird sich ändern: Wir setzen den Fokus noch intensiver auf die Beratung und Begleitung unserer Kundinnen und Kunden, damit denken wir unsere Branche noch einmal komplett neu. Klar ist: Langweilig wird uns nie.»
Text: Charlotte Staehelin
Berufslehre Interactive Media Designer EFZ Die vierjährige Lehre als Interactive Media Designer EFZ gibt es in der Schweiz seit 2013. Der Beruf löst gestalterische Fragen im digitalen Umfeld. Interactive Media Designer planen und gestalten digitale Benutzeroberflächen, Websites und Apps. Sie leiten multimediale Projekte und produzieren Inhalte wie Bilder, Klänge, Videos oder 3D Animationen. In Basel wird die schulische Bildung von der Schule für Gestaltung getragen. Ausbildungsplätze im Kanton Basel-Stadt sind gesucht, aktuell übersteigt die Nachfrage das Angebot. Weitere Informationen gibt es unter: www.berufsberatung.ch |