Luxemburg – weltoffen und polyglott
Das einzige Grossherzogtum der Welt liegt inmitten Europas. Der Süden ist vom Norden in einem Katzensprung von 81 Kilometern zu erreichen und der Osten vom Westen nur einen Steinwurf von 55 Kilometern entfernt. In die Hauptstadt (120'000 Einwohnerinnen und Einwohner) strömen täglich 140'000 Grenzgängerinnen und Grenzgänger – um die 60'000 Personen weitere Personen arbeiten in anderen Landesteilen. Besonders praktisch: Sobald die Grenze überschritten ist, sind alle öffentlichen Verkehrsmittel gratis!
Eintauchen in eine turbulente Geschichte
«D Stad», wie die Einheimischen ihre Hauptstadt liebevoll nennen, zieht einen sofort in ihren Bann. Auch uns! Nach einer ereignisreichen TGV-Fahrt (mit überraschendem Zwischenhalt und einstündiger Verspätung!) erreichen wir unser Ziel. Flugs stürzen wir uns mit unseren zwei Stadtführerinnen in die langsam vor sich hindämmernde Stadt und reisen durch ihre bewegte Geschichte. Während Jahrhunderten war Luxemburg Spielball fremder Herrschaften. Erst nach dem Wiener Kongress wurde es zum Grossherzogtum – zuerst noch unter dem niederländischen König, dem ab 1890 die jetzige Dynastie Luxemburg-Nassau folgte.
Besuch der öffentlichen Europäischen Schule
Frau Claude Sevenig, Chef de Service de Relations Internationales im Ministerium für Bildung, hat uns den Besuch der Ecole Internationale Gaston Thorn (EIGT) ermöglicht. Es ist dies die sechste öffentliche Europäische Schule im Grossherzogtum. Die Schule umfasst neunzehn Primar- und Sekundarschulklassen mit insgesamt rund 310 Schülerinnen und Schülern und ist auf drei Säulen aufgebaut: «Demokratie lernen und Demokratie leben», «Musik entwickelt Selbstwertgefühl und Empathie» und «Digitale Bildung führt zu verantwortungsbewussten Akteuren sowohl in der Gesellschaft wie auch in der digitalen Welt». Nach dem Klassenbesuch in zwei Gruppen treffen wir uns zum Austausch mit den beiden Direktorinnen Annick Boever und Jessy Medinger sowie Claude Sevenig und Eric Cillier, Coordinateur au Service Projets et Stratégies.
Der Besuch aller öffentlichen Schulen ist kostenlos. Deshalb schicken auch Expats ihre Kinder gerne in die akkreditierten Europäischen Schulen. Die Schülerinnen und Schüler stammen aus rund 34 Nationen. Eine der grössten Herausforderungen ist deshalb die Sprache. Die Mehrsprachigkeit soll aber keineswegs Hindernis, sondern Chance sein. Zuerst lernen die Kinder das Lesen und Schreiben in der Amtssprache Deutsch – erst in der Sekundarstufe kommt als zweite Amtssprache das Französische hinzu. Zudem lernen alle Schülerinnen und Schüler obligatorisch die seit 1984 dritte Amtssprache, das Lëtzebuergesch; nur in den letzten drei Schuljahren ist das Lëtzebuergesch fakultativ. Diese Fakultativkurse sind sehr beliebt und daher rasch ausgebucht. Es heisst, dass Einheimische schon aufgrund des Tonfalls oder am Rollen eines Buchstabens heraushören können, welches die dominante Sprache ihres Gegenübers ist. Ganze Gruppen wechseln während des Gesprächs fliessend von der einen zur anderen Sprache.Zum Abschluss unseres Schulbesuches bleibt uns folgendes Statement von Jessy Medinger in Erinnerung: «Wir sind als Land da, um allen Kindern Bildung zu bieten und ihnen so einen maximalen Zugang zu Wissen und Lernen zu gewährleisten.»
Durch Wälder und charmante Dörfer
Jutta Kanstein, unsere Reiseleiterin, bringt uns am nächsten Tag die ländliche Idylle näher – ein märchenhaftes und grünes Luxemburg voller üppiger Wälder und liebenswürdiger, aber auch nachdenklich stimmender Geschichten. Nach einer Stippvisite in Echternach, welches zu Weihnachten 1944 zerbombt und nach dem 2. Weltkrieg detailgetreu wiederaufgebaut wurde, kehren wir in «d Stad» zurück, um dann im Restaurant La Mirabelle bei klassisch französischer Küche und Flair das Erlebte gemeinsam Revue passieren zu lassen.
Luxemburg – ein multikultureller Schmelztiegel, der mit Innovation und Visionen trotz oder wegen seiner Kleinheit ein wichtiger Eckpfeiler im Herzen Europas ist und bleibt! Wer noch auf der Suche nach einem Städtetrip ist, dem sei Luxemburg wärmstens ans Herz gelegt! Cornelia Regina Bolliger, Administration KSBS und FSS