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Schulraum: Rückblick und Ausblick

10.04.2025
Meilensteine und Ergebnisse des KSBS-Engagements für mehr Schulraum

Die angespannte Schulraumsituation bleibt ein prioritäres Thema für die Kantonale Schulkonferenz Basel-Stadt (KSBS). Nachstehend werden Meilensteine und Ergebnisse des KSBS-Engagements für mehr und qualitativ guten Schulraum dargestellt. Zudem antwortet Andrea Grasser, Leiterin der Abteilung Raum und Anlagen im Erziehungsdepartement (ED), auf Fragen.

Auf den Schulblatt-Artikel «Immer mehr Schülerinnen und Schüler» (BSB 4/24) hat die KSBS zahlreiche Reaktionen und Zuschriften erhalten. Diese zeigen, dass das Thema in Behördenbüros und Schulzimmern viele beschäftigt. Im Artikel wurde thematisiert, wie in der jüngeren Vergangenheit der Umgang mit Statistiken und Prognosen zu einer viel zu zurückhaltenden und zögerlichen Schulraumplanung führte. Heute allerdings weht ein anderer Wind – was auch mit der neuen Leiterin der Abteilung Raum und Anlagen (R&A) im Erziehungsdepartement zu tun hat (siehe weiter unten).

Rückblick: GeKo 2022 als Initialzündung

Schon im Jahr 2021 erreichten die KSBS zahlreiche Rückmeldungen: Die Auswirkungen der Schulraumknappheit wurden auf allen Stufen und in allen Schultypen immer ausgeprägter. Deshalb wurde zusammen mit dem KSBS-Vorstand – also mit den Delegierten aus allen Basler Schulstandorten – der Antrag «Schulraum: Planung, Pädagogik, Partizipation» entwickelt, welcher an der Gesamtkonferenz 2022 vorgestellt und mit überwältigendem Mehr angenommen wurde.

Der Antrag forderte das ED auf, eine Zusammenstellung zur Schulraumsituation an allen einzelnen Standorten zu erstellen, um dann Hotspots eruieren und sofortige Entlastungsmassnahmen für Standorte mit akuten Schulraumproblemen ableiten zu können. Weiter sollte eine jährlich zu aktualisierende Übersicht über geplanten oder benötigten Schulraum für die kommenden zehn Jahre erstellt sowie ein Planungsprozess definiert werden, welcher insbesondere die interdepartementale Zusammenarbeit nach aussen transparent festlegt sowie die partizipative Einbindung der Lehr-, Fach- und Leitungspersonen zu festzulegenden Zeitpunkten garantiert. Durch diese partizipative Einbindung sollte eine kontinuierliche pädagogische und schulorganisatorische Beratung («pädagogischer Blick») durch die Nutzenden sichergestellt werden (vgl. BSB 1/22).

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Es geht was!

Aus Sicht der KSBS kam nach der GeKo 2022 einiges ins Rollen – gerade auch in der Zusammenarbeit mit dem ED. An der KSBS-Vorstandssitzung vom Oktober 2024 wurden die wichtigsten Entwicklungen im Rückblick dargestellt: die Antwort des damaligen Departementsvorstehers, Conradin Cramer, auf den GeKo-Antrag zum Schulraum (Oktober 2022); die Einrichtung jährlicher Strategiesitzungen zwischen KSBS und ED (erste Sitzung im Januar 2023), welche Ausgangspunkt für manche der weiter unten genannten konkreten Ergebnisse waren; politische Vorstösse wie die Doppelmotion der Bau- und Raumplanungskommission (BRK) und der Bildungs- und Kulturkommission (BKK) «für eine langfristige und vorausschauende Schulraumplanung» (Beantwortungsfrist für Regierung: März 2025) sowie der Anzug von Erich Bucher (FDP) «betreffend eine neue Schulraumoffensive» (Beantwortungsfrist: Dezember 26); das Recht von Lehr- und Fachpersonen zusätzlich zu einem Mitglied ihrer Schulleitung eine Vertretung des Kollegiums in die sogenannten Nutzungsausschüsse von Bauprojekten zu entsenden.

Auflistung einiger konkreter Ergebnisse des KSBS-Engagements

  • Im März 2023 legte R&A eine differenzierte Übersicht zum Ist-Zustand aller Kindergärten inklusiver Bedarfsprognose vor. Daraus wurde ein Handlungsplan bezüglich dringlich zu behandelnder Hotspots abgeleitet.
  • Das kantonale Prognose-Tool zur kleinräumigen Berechnung des Schülerinnen- und Schüler-Wachstums wird laufend verfeinert: Neu fliessen insbesondere auch die Arealentwicklungen (inklusiv Wohnszenarien) in die Berechnungen mit ein.
  • Im Laufe des Jahres 2024 erstellte R&A aktuelle Layouts zur tatsächlichen Schulraumnutzung. Aus dem Vergleich dieser Layouts mit der ursprünglich vorgesehenen Raumnutzung lässt sich das enorme Ausmass der Umnutzungen erfassen (zum Beispiel Gruppen- und Spezialräume als Unterrichts- oder Klassenzimmer, zunehmende Mischnutzungen). So wird es möglich, den tatsächlichen Raumbedarf abzuleiten und Umwidmungen rückgängig zu machen.
  • Der Bereich Mittelschulen und Berufsbildung legte erstmals eine Zehnjahresplanung für die Gymnasien vor.
  • Zusammen mit der FSS wurde ein Orientierungsraster erarbeitet, welches von Lehrpersonen bei der Begleitung von Neu- und Umbauprojekten verwendet werden kann.
  • In den Nutzungsgruppen für Neu- und grössere Umbauten nehmen erstmals auch mandatierte Lehrpersonen Einsitz (zum Beispiel Neubau PS Walkenweg).
  • Die Weiterentwicklung und Überarbeitung der sogenannten Raumstandards soll unter Einbezug der KSBS ab Mitte 2025 beginnen.

Riehen/Bettingen

In Riehen/Bettingen liegt die Verantwortung für den Schulraum bei der Gemeinde. Deshalb gelten dort eigene Vereinbarungen, was Zusammenarbeit und Einbezug der Nutzenden sowie die strategische Schulraumplanung betrifft. Die Gemeinde hat kürzlich ihre Strategie inklusive Prognose für das Wachstum der Zahl von Schülerinnen und Schülern vorgestellt und diese auf einer eigens dafür eingerichteten Homepage dargestellt.

Wo harzt es noch?

  • Es ist noch nicht gelungen, den Einsitz von Kollegiumsvertretungen in den Nutzungsgruppen flächendeckend zu etablieren. Meistens werden einzig die Schulleitungen einbezogen. Die Kollegien müssen vermehrt von ihrem Mitwirkungsrecht Gebrauch machen und es falls nötig einfordern. Die teilautonomen Schulen müssen von den Schulbehörden vermehrt auf dieses Recht hingewiesen werden. Bei Planungs- und Bauprojekten sind die Nutzungsgruppen auch behördenseits vermehrt mitzudenken und zu frühen und geeigneten Zeitpunkten miteinzubeziehen.
  • Die KSBS erachtet es als notwendig, dass der Planungshorizont des Prognose-Tools von 5 auf 10 Jahre ausgeweitet wird, um die rund zehnjährigen Planungs- und Bauzeit bei Schulbauten besser auffangen zu können.
  • Im März 2025 muss die Regierung einen Umsetzungsvorschlag zur Doppelmotion von BRK und BKK vorlegen (siehe oben). Gefordert wird eine Abkehr vom Credo «kein Bauen auf Vorrat» zugunsten einer langfristig orientierten Schulraumplanung. Es bestehen Fragen zur Zusammenarbeit im Drei-Rollen-Modell: ED als Besteller, BVD als Ersteller, FD als Bezahler.
  • Für die kommenden Jahre ist ein weiteres Wachstum der Anzahl Schülerinnen und Schüler prognostiziert. Zusätzlichen Raumbedarf werden auch die neuen Massnahmen zur integrativen Volksschule (Förderklassen, Fördergruppen, Lerninseln) und der weitere Ausbau der Tagesstrukturen generieren. Zudem ergibt sich weiterer Raumbedarf aus dem Abbau der bisherigen Überbelegungen an den Standorten (zum Beispiel Sekundarschule: über 20 Klassen).
  • Tagesstrukturen: Zu oft werden die räumlichen Bedürfnisse und Gegebenheiten der Betreuung zu wenig beachtet. Dem Grundsatz «eine Schule – zwei Bereiche: Unterricht und Betreuung» ist Nachdruck zu verschaffen. Mitarbeitende und Leitungspersonen der Tagesstrukturen sind in Bau- und Umbauprojekte einzubeziehen.
  • Die Heimschulen müssen im Schulraumprogramm mitgedacht und einbezogen werden, auch wenn sie organisatorisch der Abteilung Jugend, Familie & Sport angehören.

Von Simon Rohner und Mike Bochmann Grob (Präsident und Vizepräsident KSBS)

Vier Fragen an Andrea Grasser, Leiterin der Abteilung Raum und Anlagen (R&A)

KSBS: Wie schätzen Sie die aktuelle und mittelfristige Schulraumsituation in Basel ganz allgemein ein?

Andrea Grasser: Aktuell besteht ein Aufholbedarf beim Schulraum. Kurzfristig wird sich die Problematik in der Primarschule nicht lösen lassen. Denn Schulraumplanung ist eine mittel- bis langfristige Aufgabe und benötigt die Zusammenarbeit aller Stakeholder. Eine Nutzungsstrategie Schule wird nun von R&A in enger Zusammenarbeit mit der Volksschulleitung und entsprechend eine Teilportfoliostrategie bei Immobilien Basel-Stadt (IBS) entwickelt. Erfreulich ist, dass 2028 die Primarstufe Walkeweg eröffnet und somit zugunsten der angrenzenden Schulhäuser eine Entlastung möglich wird. In der Sekundarschule sieht es kurz- und mittelfristig etwas besser aus. Mit dem neuen Provisorium an der Gartenstrasse ab Schuljahr 2025/2026 können auch bestehende Standorte räumlich entlastet werden. Bis ein zusätzlicher definitiver Schulstandort zur Verfügung steht, dauert es noch mehrere Jahre.

Welche Änderungen und Neuerungen wurden eingeführt und braucht es noch, um zeit- und bedarfsgerecht benötigten Schulraum in hoher Qualität bereitstellen zu können?

Für die Bereitstellung ist ein vorausschauendes Handeln aller Beteiligten nötig. Damit Schulraum rechtzeitig zur Verfügung steht, muss mindestens 10 Jahre im Voraus geplant werden. In den verbesserten Prognosemöglichkeiten haben wir die Entwicklung der Arealbebauungen integriert. Das ermöglicht uns eine genauere Vorhersage, die inzwischen für jedes einzelne Schulhaus ersichtlich ist.

Wie steht es um die Erstellung der oben erwähnten Layouts? Welche Chancen eröffnen sie?

Die Layouts sind inzwischen ein fester Bestandteil der Bedarfsplanung und der Bestellung von Schulraum im Drei-Rollen-Modell geworden. Nach Abschluss des Baus oder der Ummöblierung werden sie aktualisiert und dienen dann als Grundlage einerseits für die Mietpläne bei Immobilien Basel-Stadt (IBS) und andererseits für die Mietliste von IBS und Raum und Anlagen. 

Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht Nutzungsgruppen? Wie werden sie am besten eingesetzt?

In unserer Projektorganisation ist ein Nutzendenausschuss vorgesehen. Einsitz haben dort die Schulleitung (SL), die Tagesstrukturleitung (TSL) und ein Kollegiumsmitglied. Von unserer Seite wird jeweils die SL eingeladen, und wenn thematisch nötig die TSL. Das Mitglied aus dem Kollegium muss von der SL eingeladen werden. Die Etablierung des Nutzerausschusses ist ein noch laufender Prozess, den wir vonseiten R&A in den neuen Projekten und auch auf Ebene Strategische Schulraumplanung fördern.

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