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Sie soll die Berufsbildung sichtbarer machen

08.06.2022
Seit Anfang April leitet Anja Grönvold neu die Berufsbildung und Berufsintegration im Erziehungsdepartement. Sie will die wichtige Berufsbildung in Basel-Stadt weiter stärken. Als langjährige Mitarbeiterin der Wirtschaftskammer Baselland kann sie bei ihrer herausfordernden Aufgabe auf viel Erfahrung und ein gutes Netzwerk zurückgreifen.
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Vom «Haus der Wirtschaft» an die Leimenstrasse: Anja Grönvold. Foto: Grischa Schwank

Ein regnerischer Frühlings-Nachmittag in Basel. Anja Grönvold, seit wenigen Wochen neue Leiterin der Berufsbildung und Berufsintegration im Erziehungsdepartement Basel-Stadt, kehrt gut gelaunt von einem Mittagessen in der Brasserie Au Violon zurück an die Leimenstrasse. Zusammen mit Erziehungsdirektor Conradin Cramer hat sie soeben ihren Vorgänger René Diesch verabschiedet. Diesch habe ihr dabei ans Herz gelegt, bei der Berufsbildung die Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinweg unbedingt weiter zu pflegen, erzählt Grönvold im Gespräch mit dem Schulblatt. Einen Rat, den sie selbstverständlich beherzigen wolle.

Der «grüne Hügel»

Bevor wir über die Berufsbildung sprechen, gilt es jedoch zuerst eine andere Frage zu klären: Woher kommt eigentlich der Name Grönvold? Und was bedeutet er? Grönvold bedeute «grüner Hügel», erläutert die 42-jährige Anja Grönvold. Ihr Vater komme von einer kleinen Insel im Süden Norwegens, sie selbst sei schweizerisch-norwegische Doppelbürgerin. Verwurzelt ist sie aber in der Region Basel. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Partner, dem gemeinsamen fünfjährigen Sohn und einem Australian Mini-Labradoodle in Aesch, wo sie auch aufgewachsen ist.

Vorher lebte sie längere Zeit im Kanton Basel-Stadt. Sie selbst bezeichnet sich als «Familienmensch»: «Ich bin sehr gerne mit meiner Familie zusammen und am liebsten draussen im Garten oder sonst in der Natur.» In ihrer Freizeit liest sie zudem gerne: «Alles, was mir in die Finger kommt. Von Belletristik über Krimis bis hin zu Zeitungen.»

Doch zurück zur Berufsbildung. Denn diese ist ein heiss diskutiertes Dauerthema im Kanton Basel-Stadt. Nur knapp 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler entscheiden sich im Stadtkanton nach der Sekundarstufe I direkt für die Berufliche Grundbildung, bei den Mädchen ist der Anteil dabei deutlich tiefer als bei den Knaben. Hinzu kommt, dass der Anteil an Abschlüssen im Bereich der Beruflichen Grundbildung in Basel-Stadt ebenfalls relativ tief ist – und damit für eine im kantonalen Vergleich niedrige Abschlussquote der Sekundarstufe II verantwortlich ist. Die Stärkung der Berufsbildung ist dem Erziehungsdepartement und insbesondere Erziehungsdirektor Cramer deshalb ein wichtiges Anliegen.

Eine Berufslehre biete gute Komponenten für eine berufliche Karriere, sagte Cramer etwa im Oktober 2018 in einem Interview mit dem «Basler Gwärb», der Zeitung des Gewerbeverbandes Basel-Stadt. Entscheidend sei, dass alle Jugendlichen während der Schule umfassend über die tollen Möglichkeiten der Berufsbildung informiert würden. «Es muss uns gelingen, die Berufsbildung praktisch und konkret zu vermitteln.»

Erfolgsgeschichten aufzeigen

Hier möchte auch Grönvold, die Ulrich Maier, dem Leiter Mittelschulen und Berufsbildung, unterstellt ist, anknüpfen. Nach erst wenigen Wochen an der Leimenstrasse ist es für sie natürlich noch zu früh für grosse strategische Ankündigungen. Und sie betont, dass im Bereich der Berufsbildung in den vergangenen Jahren schon viel gute Arbeit geleistet worden sei. Einige Anknüpfungspunkte, um die Berufsbildung sichtbarer zu machen, sieht sie aber bereits jetzt: So könnten etwa in Zusammenarbeit mit dem Bereich Volksschulen die Eltern der Schülerinnen und Schüler vermehrt sensibilisiert werden für dieses wichtige Thema. «Die Eltern spielen bei der Frage nach der richtigen Ausbildung eine Schlüsselrolle», sagt Grönvold. Ein anderer Anknüpfungspunkt sind die Lehrpersonen an der Sekundarstufe I, welche die «berufliche Orientierung» vermitteln. «Wir sollten uns ständig fragen, inwiefern wir diese Lehrpersonen bei ihrer Arbeit noch besser unterstützen können», sagt Grönvold.

Generell gelte es, die Erfolgsgeschichten der Berufsbildung noch besser aufzuzeigen. «Die Berufsbildung ist keine Sackgasse. Im Gegenteil. Mit der Berufslehre sind in der Schweiz ganz tolle Laufbahnen möglich.» Beispiele, wie etwa die Spitzenköchin und Unternehmerin Tanja Grandits oder den ehemaligen FCB-Spieler und Unternehmer Benjamin Huggel, gebe es dafür ja mehr als genug.

Bei ihrer herausfordernden Aufgabe braucht Grönvold nicht bei null anzufangen. Sie kann auf viel Erfahrung und ein gutes Netzwerk zurückgreifen. Vor ihrer Tätigkeit im Erziehungsdepartement leitete sie mehrere Jahre das Team der Berufs- und Weiterbildung der Wirtschaftskammer Baselland und war Ausbildungsverantwortliche im «Haus der Wirtschaft» in Liestal. Zudem leitete sie die Geschäftsstelle des KMU Lehrbetriebsverbundes des Wirtschaftsverbandes, wo sie verantwortlich war für die Ausbildung von rund sechzig Lernenden in den Partnerbetrieben. «Es galt, auch bei kleinen KMU das Verständnis dafür zu schaffen, dass sie Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, und ihnen die Angst vor administrativen Hürden zu nehmen.» Dank ihrer langjährigen Tätigkeit bei der Wirtschaftskammer habe sie gute Kontakte insbesondere zu den anderen Wirtschaftsverbänden der Region wie dem Gewerbeverband Basel-Stadt, der Handelskammer beider Basel und dem Arbeitgeberverband Basel, aber auch zu den Verantwortlichen im Kanton Basel-Landschaft. «Ich kenne bereits viele Leute und auch die Abläufe.»

Abschlussquote erhöhen

Die neue Leiterin Berufsbildung und Berufsintegration im Erziehungsdepartement lässt keine Zeit verstreichen. Diejenigen Ansprechpersonen, die sie noch nicht kennt, möchte sie möglichst rasch persönlich treffen. Den Berufsfachschulen in Basel-Stadt sowie den Fachstellen hat Grönvold, die an der Universität Basel Sprachwissenschaften und Betriebswirtschaft studiert hat, bereits in den ersten Wochen einen Antrittsbesuch abgestattet. Der erste Eindruck sei sehr positiv, sagt sie. «Es ist auf allen Ebenen ein grosses Engagement spürbar, das über einen normalen Arbeitseinsatz hinausgeht. Da ist viel Herzblut dabei. Das ist beeindruckend.» Dies wiederum sei eine gute Voraussetzung, um dem Ziel der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren – die Abschlussquote der Sekundarstufe II von 85 Prozent (2019) auf 95 Prozent zu erhöhen – näher zu kommen.

«Der Kanton Basel-Stadt bildet bei der Abschlussquote der Sekundarstufe II das Schlusslicht in der Deutschschweiz», sagt Grönvold, die nicht um den heissen Brei herumredet. «Wir müssen unsere Bemühungen deshalb noch weiter verstärken. Es muss uns gelingen, möglichst alle Jugendlichen an die Ausbildung heranzuführen, die am besten zu ihnen passt und bei der sie ihre Talente am besten entfalten können.» Sie sei sich natürlich bewusst, dass dies keine einfache Aufgabe sei, sagt Grönvold. «Hier mitzuhelfen, ist aber auch eine Aufgabe, die mich sehr motiviert.» Ihre Erfahrung und ihr Netzwerk auf diesem Gebiet werden ihr und dem Erziehungsdepartement dabei von Nutzen sein. Valentin Kressler

Viele Aufgaben

vks. Die Abteilungen Berufsbildung und Berufsintegration gehören zum Bereich Mittelschulen und Berufsbildung des Erziehungsdepartementes Basel-Stadt und vereinen eine breite Palette an Aufgaben: Die Berufsbildung beinhaltet zehn Berufsfachschulen und Fachstellen von der Lehraufsicht über die Allgemeine Gewerbeschule bis hin zur Erwachsenenbildung. Die Berufsintegration besteht aus der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, der Triagestelle Gap – Casemanagement Berufsbildung und dem Zentrum für Brückenangebote.

Mehrere Wechsel

vks. An der Spitze des Bereichs Mittelschulen und Berufsbildung des Erziehungsdepartementes Basel-Stadt ist es in den vergangenen Monaten gleich zu mehreren personellen Wechseln gekommen: Neben der Berufsbildung und Berufsintegration haben auch die Mittelschulen mit Judith Hindermann und die Lehraufsicht mit Cristoforo Graziano neue Leitungen erhalten. Judith Hindermann, bisher Leiterin des Stabs Mittelschulen und Berufsbildung, ist neu auch Stellvertreterin von Ulrich Maier, dem Leiter Mittelschulen und Berufsbildung.

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