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Von Florin zu Herrn Weber

02.05.2024
Florin Weber arbeitet als Kindergartenlehrperson an der Primarstufe Neubad. Im Schulblatt erzählt er, wie er von der Bank an die Schule wechselte
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Seit zwölf Jahren ist Herr Weber im Neubad tätig. 2013 eröffnete er den Kindergarten. Foto: Eileen Meyer

«Nach meiner eigenen Schulzeit, die ich mit der DMS abgeschlossen habe, wollte ich unbedingt arbeiten, doch dafür brauchte ich eine Ausbildung. Daher entschied ich mich für eine KV-Lehre in einer Bank, was mir gefallen hat. Ich arbeitete danach vier Jahre dort, bis ich mich dazu entschloss, an der PH zu studieren.

Für meinen Wechsel vom Bankangestellten zum Lehrer gab es diverse Gründe.

Das Angebot der Bank hat mich längerfristig nicht mehr angesprochen. Und ich suchte nach neuen beruflichen Herausforderungen. Meine Schwester bekam in dieser Zeit Kinder und ich fand es faszinierend, zu sehen, wie diese aufwachsen. Mein neuer Beruf sollte mit Kindern zu tun haben. Ich traf einen alten Schulfreund von der DMS, der in der Zwischenzeit Lehrer geworden ist, und mir positiv darüber berichtete. Das alles hat mich dazu bewogen, diese komplett neue Richtung einzuschlagen. Ich habe den Berufswechsel keinen Tag bereut. Und bei anspruchsvollen Elterngesprächen kommen mir meine Erfahrungen mit Kundinnen und Kunden der Bank zu Hilfe. 

Seit zwölf Jahren bin ich im Neubad tätig.

Ich war damals Anfang 30 und hatte mehr Lebenserfahrung als jemand, der direkt nach der Schul- und Studienzeit zu arbeiten beginnt. Erst war ich als Springer unterwegs, 2013 durfte ich den Kindergarten eröffnen. Nach gut zehn Jahren im Beruf hat man einiges erlebt. Erfahrung ist Gold wert, denn die PH bereitet nicht auf alle Situationen vor.  Vieles ist ‹learning by doing› – das gebe ich auch meinen jüngeren Kolleginnen und Kollegen auf den Weg.

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Florin an seinem ersten Schultag mit passendem Kuchen.

In der Kindergartenstufe zu unterrichten, ist für mich genau das Richtige.

Die Kinder sind unbeschwert und haben keinen Leistungsdruck. Es macht mir Spass, sie in diesem Alter zu begleiten. Ich habe das Gefühl, dass in der Primarschule der Leistungsdruck schnell zunimmt. Die Themen mit verschiedenen Kompetenz- und Fachbereichen anzugehen, finde ich spannend und herausfordernd. Das Tolle am Kindergartenalltag ist die Vielseitigkeit. Wir haben beispielsweise ein Tageskind-Ritual und singen viel, machen Ausflüge. Diese Spannbreite schätze ich. Ein Highlight ist es auch, auf etwas hinzuarbeiten, zum Beispiel auf ein Osternest oder ein Weihnachtsgeschenk, das die Kinder stolz mit nach Hause nehmen können. Am Ende dieses Schuljahres werden wir die Geschichte des Regenbogenfischs als Musical aufführen und ich bin überzeugt, dass die Kinder sich darauf freuen und gerne Zeit dafür investieren. Das finde ich besonders schön an meinem Alltag. 

Auch der tägliche Humor darf nicht fehlen.

Wenn ich zum Beispiel etwas unklar erkläre und somit ein sprachliches Missverständnis entsteht. Einmal habe ich undeutlich gesagt, dass die Kinder einen warmen Pulli mitnehmen sollen, da wir auf die Kunsteisbahn gehen. Ein Kind nahm ein Poulet mit. Es treffen Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten mit verschiedenen Sprachen aufeinander. Die Herausforderung, diese Kinder in ihrem Lernprozess zu unterstützen und sie weiterzubringen, gefällt mir. Ich finde es schön, wenn die Kinder jubeln, wenn ich einen Zoobesuch ankündige. 

An die eigene Kindergartenzeit habe ich wenig bis gar keine Erinnerungen.

Einmal führten wir zur Adventszeit ein Krippenspiel auf, was mir sehr gefallen hat. Ich kann den Beruf definitiv weiterempfehlen. Unter anderem braucht es dafür Freude, mit Kindern mit heterogenen Familienhintergründen zu arbeiten, Geduld, Empathie und Offenheit.»

Aufgezeichnet von Eileen Meyer

 

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