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Von Micheline zu Frau Graepel

19.06.2024
Micheline Graepel unterrichtet als Primarlehrerin an der Primarschule Bruderholz. Wie der Unterricht in Amerika sie inspiriert hat und sich bis heute durch ihr Leben gezogen hat, erzählt sie im Schulblatt.
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Inspiriert von Claude Monets Seerosen: Dieses Bild steht symbolisch für das Unterrichtsprinzip von Micheline Graepel. Foto: Eileen Meyer

Kurz nach meiner Geburt bin ich mit meiner Familie nach Maryland gezogen und habe dort die Primarschule besucht. Der Unterricht war sehr aktiv, wir gingen oft nach draussen, was sicher auch daran lag, dass Maryland warme Temperaturen hat. Wir haben viel Gemeinschaftliches unternommen. Wir haben zum Beispiel am Labour Day (Gedenktag der Arbeiterbewegung) an einer Parade mitgemacht und mussten uns als Berufswunsch verkleiden.

Ich bin als Fee gegangen.

Ich wollte nicht die rosarote Fee mit Glitzer werden, sondern dachte, dass ich als Fee die Menschen unterstützen kann. Ich hatte das Gefühl, Fee sei ein sehr seriöser Job mit viel Verantwortung.  Das hat sich durchgezogen, da ich heute als Primarlehrerin die Kinder weiterbringen und unterstützen möchte. Ich habe das Gefühl, ich habe als Primarlehrerin viel Verantwortung.

Ich erinnere mich vor allem an die Ereignisse, die ausserhalb des Klassenzimmerst stattfanden. Meinen eigenen Unterricht versuche ich daher auch so zu gestalten und umzusetzen, dass viele grosse gemeinschaftliche Aktivitäten integriert sind. Ich habe das Gefühl, dass man bei solchen Projekten zusätzlich zum Lehrplan am meisten lernt, zum Beispiel Selbstbewusstsein oder die Fähigkeit, in Gruppen zu arbeiten.

Symbolisch dafür ist das Bild an der Wand, welches ich diese Woche mit meiner vierten Klasse aufgehängt habe. Die ganze Klasse hat daran gearbeitet – von denen, die stark sind im Zeichnen, bis zu denjenigen, die eher schwächer sind. Alle haben sich gegenseitig unterstützt und daraus wurde dieses tolle Werk.

 

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Berufswunsch Fee: Für Micheline Graepel war Fee als Kind ein seriöser Job mit viel Verantwortung.

Ich habe bereits während meiner Schulzeit in Amerika meine Leidenschaft für Kunst entdeckt.

Zurück in Basel, habe ich das Gymnasium besucht und danach an der Kunstgewerbeschule den Vorkurs absolviert. Dann habe ich zehn Jahre als Physiotherapeutin gearbeitet. Es hat mir Spass gemacht. Ich habe daneben angefangen, in der Physioschule, wo ich ausgebildet worden bin, zu unterrichten. Dort wurde mir bewusst, welch grosse Freude mir das Unterrichten bereitet sowie die Arbeit mit einer grösseren Gruppe statt nur mit Einzelpatientinnen und Einzelpatienten. 

Mit dreissig habe ich mich für die Ausbildung zur Lehrerin entschieden. Im zweiten Praktikum war ich in einer schwierigen Klasse, hatte aber eine ausgezeichnete Praxislehrerin. Sie war streng, doch es hat mich berührt, wie sie die Klasse führteDa habe ich realisiert, dass es nicht nur um das Unterrichten und die Wissensvermittlung geht, sondern vielmehr um die Persönlichkeiten der Kinder mit teilweise schwierigen Hintergründen oder anderen Unsicherheiten. 

Das hat mich fasziniert und ich habe mich in den Beruf verliebt

Die schwierigen Momente haben mich also überzeugt. Bis heute ist das so. Was mich jetzt motiviert, ist das System hier am Bruderholzschulhaus. Ab der dritten Klasse haben arbeiten wir als pädagogisches Team in allen Klassen der jeweiligen Stufe. Ich bin daher Klassenlehrerin sowie Fachlehrerin. 

Das pädagogische Team motiviert mich sehr, da wir alle ein ähnliches Denken haben und mit den Kindern in die gleiche Richtung wollen

Wir unterstützen uns gegenseitig und es herrschen Gelassenheit, Freude und Humor im Alltag. In unseren Gemeinschaftsprojekten können die Kinder ihre Persönlichkeit und ihre Stärken entdecken. Wenn eine Klassengemeinschaft entsteht und jedes Kind sich individuell stark fühlt, fasziniert mich das am meisten an diesem Beruf. 

Aufgezeichnet von Eileen Meyer

 

 

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