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Wer unterrichtet hier?

30.11.2022
Giovanni ist im ersten Lehrjahr im Erziehungsdepartment Basel-Stadt und macht eine Lehre als Kaufmann EFZ. Am Anfang weiss er nicht so recht, worauf er sich beim Bild als Erstes fokussieren soll, da er keinen Anhaltspunkt findet, an dem er sich orientieren kann.
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Ein Schüler rät

«Als Allererstes sehe ich eine weisse Tafel mit Zeichnungen. Sie sehen aus, als wären sie von Kindern gezeichnet worden. Daher kann ich erkennen, dass dieses Klassenzimmer möglicherweise in einer Primarschule ist. Die Tische sind verteilt wie Inseln. Ich glaube, man nennt es sogar Tischinseln – soweit ich weiss. Die Lehrperson hat zudem nur einen PC, einen Rucksack und keine Tasche im Klassenzimmer. Weil es ein schwarzer Rucksack ist und eine Frau vielleicht eine Tasche hat, die farbiger ist, kann es sein, dass ein Lehrer hier unterrichtet und keine Lehrerin. Oben sehe ich noch einen Beamer und neben dem Computer einen – wie heisst das gleich noch einmal? – einen Hellraumprojektor. Ich glaube, in diesem Klassenzimmer wird Mathe unterrichtet, weil sie vielleicht OneNote brauchen. Man kann darauf Rechnungen und Notizen machen. Dafür ist der Hellraumprojektor und der Beamer sehr hilfreich. Wenn ich es mir richtig überlege, glaube ich, dass es eine Sekundarschule ist und doch keine Primarschule, da diese Zeichnungen an der weissen Tafel eher Zeichnungen von den Kindern der Lehrperson sind. Primarschul-Klassenzimmer sind deutlich farbiger und lebhafter als dieses Klassenzimmer. Und ja, ich denke, in diesem Klassenzimmer unterrichtet ein Lehrer und er unterrichtet Mathe. Diese Tischinseln sind sehr gut und praktisch für Gruppenarbeiten, in denen man zusammen Matheaufgaben lösen kann.»

Bild Legende:
Lukas Pfeifer ist mit seinen Schülerinnen und Schülern ganz und gar digital unterwegs. Dieses Jahr feiert er sein fünfzehnjähriges Jubiläum als Lehrer.

Giovannis Eindruck, dass in diesem Zimmer ein Mathematiklehrer arbeitet, ist zwar falsch. Dafür landet er mit den Tischinseln einen Volltreffer. Lukas Pfeifer unterrichtet Geschichte und Englisch an der Fachmaturitätsschule (FMS). Im Laufe seiner Schulkarriere kam noch das Fach «Gesellschaft und Individuum» dazu.  

Das Zimmer von Lukas Pfeifer (42) ist für den diesjährigen Schulstart bereit. Es fehlt nur noch ein Tisch. Auch die diesjährige Klasse erreicht die maximale Klassengrösse. Schon bald sitzen und arbeiten in diesem Zimmer 26 Jugendliche. In den letzten Jahren sind die Schülerzahlen an der FMS markant gestiegen. Dieses Jahr starten insgesamt 13 Züge. Eine Herausforderung.

Schon im Studium war für Lukas Pfeifer klar, dass er Lehrer werden wollte. Während der Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule hat er nebenbei angefangen, an der FMS zu unterrichten. Ein idealer Berufseinstieg für einen jungen Lehrer. In seiner fünfzehnjährigen Schulkarriere nahm er diverse schulische Aufgaben wahr: Er war Fachgruppen-Präsident, als Klassenlehrperson tätig und wurde zu einem digitalen Mentor dank diversen Teilnahmen an Projekten zu neuen Unterrichtsformen. Sein pädagogisches Credo: «Mich interessieren weniger die Apps und Geräte an sich, sondern vielmehr die Frage: Wie wirkt sich digitaler Unterricht auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler aus?»

Text und Foto: Grischa Schwank und Erdit Sadiki

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