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Wer unterrichtet hier?

10.03.2023
Gregor ist ein Schüler im Kindergarten St. Johanns-Ring. Als er das Foto dieses Schulzimmers zum ersten Mal sieht, nimmt er sich zuerst etwas Zeit, um es genauer anzuschauen. Dann fängt er an zu raten.
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«Ich sehe ganz viele Dinge auf diesem Foto: Ich sehe einen Spielplatz. Einen Mülleimer. Tische und Stühle. Und Kugeln. Dann sehe ich auch noch ein Bücherregal und Gardinen. Und Pflanzen. Solch kleine Tische und Stühle wie die, die auf diesem Foto zu sehen sind, haben wir auch in unserem Kindergarten. Zudem sehe ich an der Wand ein Bild oder sowas. Was ist das? Vielleicht ein Kalender? Draussen entdecke ich auch noch viele Steine in einem Kreis. Kleinere Steine sind, glaube ich, um die grossen Steine drum herum. Und da ist noch etwas aus Holz ­­ es sieht so aus, als ob es Bänke wären. Ich glaube, das ist ein Kindergarten-Zimmer, weil es kleine Tische und kleine Stühle für die Kindergärtnerinnen und Kindergärtner gibt. Und was ist denn das? Das sieht so aus, als ob es ein Sandkasten sein könnte. Oben gibt es noch ganz viel Dekoration aus Schnur. Ich weiss aber nicht, was das genau sein soll. Auf dem Boden entdecke ich viele farbige Punkte. Die haben wir auch in unserem Kindergarten. Ja, das ist ganz sicher ein Kindergarten-Zimmer, weil es überall so viele Sachen gibt. Ich glaube, es sind viele Kinder in diesem Zimmer. Zehn Kinder, denke ich. Also, ich glaube, es ist ein Kindergarten mit mehreren Lehrerinnen und Lehrern. Es sind mehrere Lehrpersonen, weil es so viele Kinder und Stühle hat. Und da ist ja auch noch ein Vogelhaus. Super! Es sind wirklich ganze viele Dinge auf diesem Bild.»

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Farbenfrohe Dekoration: Kindergärtnerin Astrid Bucher und ihr Team entwickeln jedes Jahr neue Ideen.

Gregor glaubt, dass es sich um ein Kindergarten-Zimmer handelt – und liegt damit richtig: Astrid Bucher (48) unterrichtet hier. Sie arbeitet schon 25 Jahre als Kindergärtnerin. Während ihrer Laufbahn war sie in mehreren Kindergärten tätig. An der Zürcherstrasse ist sie jetzt seit sechs Jahren. Die Durchmischung im Breitequartier ist gross. Dadurch verändert sich die soziale Zusammensetzung der Kinder bei jedem Eintritt wieder – manchmal ein bisschen mehr «Mulitkulti», manchmal etwas weniger.

Die Farben der Wände sind im Kindergarten ziemlich knallig, von orange bis grün. Farbenfroh ist auch die restliche Dekoration. Weihnachten naht. «Der grosse Vorgarten wirkt dank der grossen Fenster wie ein Teil des Kindergartens. Bei Gewitter wird die Glasfront zur Leinwand. Frei- und Lernspiele sind draussen schnell und unkompliziert umsetzbar. Das ist toll», schwärmt Astrid Bucher. Der Kindergarten ist aber nicht nur von Natur umgeben. Direkt dahinter brettern Autos und Lastwagen über die Schwarzwaldbrücke. Zum Glück sind diese kaum hörbar. Erst am Morgen steigt der Lärmpegel, wenn die Kinder mit ihren gelben Streifen eintreffen.

Spielerisch lernen

Bei Astrid Bucher gibt es eine unzählige Vielfalt an Ritualen, spielerischen Aktivitäten und Gesang. Jedes Jahr entwickelt sie mit ihrem Team neue Ideen. «Die Geburtstagskinder bekommen dieses Jahr alle eine Tonkugel und dürfen ihr Geschenk daraus rausklopfen. Das Ritual bereitet den Kindern grosse Freude.» Bei den spielerischen Aktivitäten lernen die Kinder viel. Wichtig ist es, die Themen kindgerecht und handlungsorientiert zu vermitteln. Mathematik ist nicht einfach zwei plus zwei oder Rechnen mit Zahlen. «Im Moment benutzen wir dazu verschiedene Weihnachtsmaterialien. Diese werden gruppiert, sortiert und gezählt. Das sind nicht zuletzt auch wichtige Fähigkeiten im späteren Umgang mit Computern. Es braucht also nicht immer Tablets, um digitale Kompetenzen zu lernen.» Neben den vorgegebenen Lernsequenzen können die Kinder beim Freispiel selber wählen, was sie machen wollen. Hinter dem Vorhang befindet sich ein Regal voll mit unterschiedlichen Spielmaterialien.

Das Potenzial der Eltern nutzen

Für Abwechslung im Lernalltag sorgen nicht nur die Kindergärtnerinnen. Manchmal leisten auch die Eltern tolle Beiträge. Deshalb fragt Astrid Bucher immer beim ersten Treffen nach deren Fähigkeiten. «Im letzten Jahr hat eine professionelle Tänzerin einen Tanzworkshop durchgeführt. Auch Trommler und Pfeifer für den Fasnachtsumzug sind unter den Eltern einfach zu rekrutieren.» Pandemiebedingt war der traditionelle Besuchsmorgen lange Zeit nicht möglich. «Dieses Jahr konnten wir endlich wieder einen Brunch mit selbstgebackenen Brötchen organisieren, um den Eltern einen Einblick in den Kindergartenalltag zu ermöglichen.»

Die Elterneinbindung ist bei der ersten Schulerfahrung eines Kindes besonders wichtig. Die Bedürfnisse und Ansprüche der Eltern sind sehr vielfältig und komplex.  «Nicht immer teilen die Eltern unsere Einschätzungen, oftmals ziehen wir aber gemeinsam an einem Strick. Dann können die Kinder optimal begleitet und unterstützt werden.»

Vom Kindergarten- zum Schulkind

Damit bei der ersten Schulerfahrung der Kinder alles rund läuft, braucht es ein gut funktionierendes Team, viel Einsatz und Engagement. «Alleine geht das nicht. Neben dem pädagogischen Team sind auch der Abwart und die Putzfrau ganz wichtig. Diese tragen viel dazu bei, dass die Kinder sich wohlfühlen und optimal entfalten können.»

In den zwei Kindergartenjahren machen die Kinder eine rasante Entwicklung durch, vom Kindergarten- zum Schulkind. «Die Kinder in diesem Prozess zu begleiten, ist herausfordernd und gleichzeitig sehr beglückend.»

Text und Foto: Grischa Schwank

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