Wer unterrichtet hier?
Eine Schülerin rät
«Was mir beim Betrachten als Erstes sofort ins Auge gestochen ist, sind die Namensschilder, da wir in meiner Klasse keine mehr haben. Ausserdem fällt mir die grün-rote Wand auf und die Weltkarte an der Wand. Ich sehe ausserdem die gelben und roten Kisten im Regal und einen Globus oben auf dem Regal. Ich nehme an, dass die Klasse ihre Schulsachen in den Kisten versorgt, also ihre Bücher und andere Sachen. Die grüne Tür ist mir auch noch aufgefallen. Dazu kommen noch die Vierer-Tische, so kann man sich anschauen. Bei uns im Klassenzimmer sitzen wir alle in Reihen. Wir haben auch ein recht kleines Klassenzimmer, deshalb haben wir für solche Gruppentische gar keinen Platz. Mir gefällt besonders der Globus, da ich Globusse toll finde, die Namensschilder gefallen mir auch. Doch ich persönlich finde das Klassenzimmer eigentlich nicht so schön. Ich würde die olivgrüne Farbe an der Wand ändern, da sie mir nicht gefällt. Ich würde dafür ein schlichtes Weiss nehmen. An der Decke hat es einen Beamer, darum würde ich auf eine Primarschule tippen. Auf einige Namensschilder wurde ein Baum gezeichnet. Diese Bäume erinnern mich vom Stil her an die Bäume aus dem Lehrmittel «Die Sprachstarken» und das haben nicht alle Klassen in der Sekundarschule. Deswegen sieht das für mich ziemlich nach dem Zimmer einer Primarschule aus. Die Vierer-Tische sprechen für mich auch dafür, dass hier eine Primarklasse unterrichtet wird. Ich denke, es könnte eine dritte bis sechste Primarschulklasse sein. Ich würde sagen, dass in diesem Klassenzimmer eine Lehrerin unterrichtet, die eher locker ist. Sie ist Mitte 50 und hat mittellange graue Haare. Ich habe diese Vorstellung wegen den gelb-roten Kisten, da ich denke, dass Personen in diesem Alter diese Farben schön finden. Sie arbeitet mit einer anderen Lehrerin zusammen. Sie kann manchmal aber auch ein bisschen lauter werden. Ich denke, ihr gefällt diese olivgrüne Farbe im Zimmer auch nicht. »
Aufgezeichnet von Eileen Meyer
Nicolas hat auf eine Lehrerin mit mittellangen grauen Haaren getippt, es ist jedoch ein Mann, der in diesem Raum arbeitet: Simon Fowler ist seit 19 Jahren als Lehrer tätig. Mit dem Ende der Weiterbildungsschule WBS St. Alban wechselte er 2015 an die Sekundarschule Wasgenring. Als er im Herbst 2022 erfuhr, dass im Rosental ein weiterer Standort der Sekundarstufe eröffnet wird, war er sofort Feuer und Flamme, etwas Neues anzugehen.
Das frühere Syngenta-Direktionsgebäude in der Nähe des Badischen Bahnhofs wurde in den letzten Monaten mit grossem Einsatz in ein Schulhaus umgebaut. Die Farben in der Sekundarschule Rosental verströmen noch immer einen frischen Duft. Die beeindruckende Eingangshalle mit den geschwungenen Treppen verleiht dem Schulhaus eine herrschaftliche Atmosphäre. Seit dem Schulstart im Sommer besuchen sieben Regelklassen der ersten Sekundarstufe und zwei Einstiegsklassen für junge Asylsuchende die neue Schule.
Ein neuer Lernort
Der Übergang von der Primar- zur Sekundarschule ist einschneidend. Nach sechs Jahren im niveauübergreifenden Klassenverband werden die Jugendlichen neu in Leistungszüge eingeteilt. Die Sitzordnung gestaltet Simon Fowler nach pädagogischen Prinzipien. «Dabei achte ich auf eine Durchmischung nach Geschlecht und Wohnquartier, damit werden neue Begegnungen und Gruppenbildungen möglich.» Auch die Anordnung der Tische überlässt er nicht dem Zufall. «Mit vier Reihen hintereinander wirkte das Schulzimmer sehr abgeschottet. Ich habe eine Mischform geschaffen mit Gruppentischen vorne und Reihen hinten.» Die Klasse von Simon Fowler zählt 25 Jugendliche. Somit ist sie schon jetzt bis auf den letzten Platz belegt. Die Vollbelegung kann beim Wechseln des Leistungsniveaus zu Problemen führen und im schlimmsten Fall müssen die Schülerinnen und Schüler sogar das Schulhaus wechseln. «Ich hoffe, dass es in der Zukunft möglich sein wird, bei der Klasseneinteilung die Klassen nicht komplett zu füllen. Damit würde die Durchlässigkeit am Standort gewährleistet.»
Keine Pausenglocke
Die Sekundarschule Rosental kennt keine Pausenglocke. Dies bringt Ruhe in den Unterricht. «Für Fragen oder Unklarheiten der Schülerinnen und Schüler kann man sich noch einen Moment Zeit nehmen, ohne dass bereits in der ganzen Klasse eine Aufbruchsstimmung herrscht», erzählt Simon Fowler und ergänzt schmunzelnd: «Vielleicht wären ein paar Uhren an den Wänden sinnvoll. Davon gibt es definitiv zu wenige. Während des Unterrichts und in der grossen Pause fehlt den Jugendlichen aufgrund des Handyverbots teilweise eine zeitliche Orientierung.»
Vermehrt digital unterwegs
Nicht nur das Schulhaus ist für den Deutsch- und RZG-Lehrer neu, auch bei den Lehrmitteln sind neue Arbeitsmethoden gefragt, der ganze Unterricht wird zunehmend digital. «Wir benutzen das Deutsch-Lehrmittel Die «Sprachstarken» nur noch in elektronischer Form. Gleichzeitig will ich den Schülerinnen und Schülern aber auch weiterhin Gelegenheiten bieten, die Handschrift zu üben und zu festigen.» Die digitalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sind heute besser.
In den nächsten zwei Jahren kommen neue Klassenstufen dazu. Die Entwicklung einer eigenständigen Schulkultur ist eine grosse Herausforderung. «Ich hoffe, dass wir den Schwung und die Anfangsbegeisterung beibehalten und hier einen erstklassigen Lernort für die Schülerinnen und Schüler schaffen können.»
Text und Foto: Grischa Schwank